„Ich hatte die Hoffnung, wieder durchstarten zu können“

Impfnebenwirkung kostet Apotheker Betriebserlaubnis

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Berlin -

Apotheker Dr. Christoph Mauz hat seine Betriebserlaubnis verloren. Der frühere Sanacorp-Vorstand und Inhaber der Rats-Apotheke in Esslingen leidet unter den Folgen der Covid-19-Impfung mit dem AstraZeneca-Präparat. „Ich kann nicht mehr an der Kasse stehen“, sagt der 69-Jährige. Die Apotheke lief bereits seit längerem als ein Ein-Mann-Betrieb, da er nicht mehr regelmäßig geöffnet hatte. Als er jetzt eine Notdienstbefreiung beantragte, antwortete das Regierungspräsidium Stuttgart mit der Schließung der traditionsreichen Apotheke.

Nach der Impfung im April 2021 spürte Mauz die ersten Anzeichen der Nebenwirkungen zunächst kaum. Nach zwei Monaten seien die Beschwerden jedoch größer geworden. Die Ärzt:innen diagnostizierten ihm Thrombosen mit Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) sowie eine Thrombozytenleukämie. „Ich bin dadurch immer wieder im vergangenen Jahr ausgefallen“, sagt Mauz.

Um eine Vertretung bemühte sich der Apotheker erfolglos. „Da ist nichts zu machen. Es ist grausam, Personal zu finden. Ich habe alles versucht.“ Auch eine Übernahme sei schwierig gewesen und ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin nicht zu finden. Mauz gab nicht auf und hoffte, dass es ihm bald besser gehen würde. Im Mai jedoch meldete er bei der Apothekerkammer eine Notdienstbefreiung an, weil er die langen Dienste nicht mehr schaffen konnte.

Verzicht auf Betriebserlaubnis

Diese Information sei an das Regierungspräsidium weitergeleitet worden, vermutet er. Denn kurz darauf sei der Pharmaziedirektor persönlich vorbeigekommen und habe ihn aufgefordert, auf die Betriebserlaubnis zu verzichten. Mauz wollte dies aber nicht, doch er konnte nichts machen. Er räumt ein, dass eine Apotheke während den Pflichtöffnungszeiten nicht einfach wegen Krankheit und Arztbesuchen schließen dürfe. „Aber ich hatte die Hoffnung, wieder durchstarten zu können.“

Ohne Betriebserlaubnis seien ihm jetzt die Hände gebunden. Denn er müsse noch Retouren bearbeiten und sein Lager abgeben. Zudem könne nun tatsächlich kein Nachfolger mehr für den mehr seit als 500 Jahre bestehenden Betrieb gefunden werden. Denn drei Stufen führen in das historische Gebäude – den Bestandsschutz hätte er nur in einer OHG weitergeben können. Klage will er nicht einreichen. „Ich muss das jetzt hinnehmen, auch wenn es mir schon besser geht, geht die Gesundheit jetzt vor.“ Der Apotheker hofft, ab September wieder Vertretungen anbieten zu können. „Mit der eigenen Apotheke wird es nichts mehr.“

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