„Hingemetzgert von kranken Kassen“ | APOTHEKE ADHOC
Landapothekerin schreibt an Lauterbach

„Hingemetzgert von kranken Kassen“

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Berlin -

Apothekerin Doris Maria Krünägel-Schropp hat schon einiges versucht, um die Bedingungen für ihre Landapotheke zu verbessern: Sie hat der Kammer gedroht, keine Beiträge mehr zu bezahlen und sich an das bayerische Sozialministerium gewandt. Jetzt hat die Inhaberin der Marien-Apotheke in Markt-Rettenbach nachgelegt und einen offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geschrieben.

„Es schreibt Ihnen: Eine Apothekerin vom flachen Land“, beginnt Schropp ihren Brief. Die drei nächstgelegenen Apotheken befänden sich im Abstand von 9, 12 und 14 Kilometer. Allein ihr Einzugsgebiet betrage rund 120 Quadratkilometer – etwa 15 Prozent der Fläche Berlins, nur ohne U-Bahn, ergänzt sie zur Veranschaulichung.

Lauterbach möge sich ausmalen, in ganz Berlin gäbe es nur acht Apotheken und auf einmal nur noch sieben. „Können Sie sich das buchstäbliche riesige Loch vorstellen, den der Abgang auch nur einer Landapotheke reißt? Meine Patientinnen und Patienten können es sich vorstellen, und haben deshalb die Ihnen zu treuen Händen zugesandten Karten unterschrieben, um für den Erhalt ihrer Apotheke vor Ort ihre Stimme zu erheben.“ Doch leider höre sie „außer Cannabis-Gedöns“ nicht viel vom Minister.

Schropp lässt ihrem Frust freien Lauf und verzichtet weitestgehend auf Diplomatie: „Ich könnte keinen Berufsstand benennen, der seitens Politik und anderer staatlicher Institutionen derart niedergemacht wurde und wird wie die Apothekerschaft. Seit einer Dekade finanziell ausgeblutet, hingemetzgert von kranken Kassen, die sich täglich neue Retaxschikanen und Zwangsrabatterhöhungen einfallen lassen dürfen, mit treuer und heuchlerischer Unterstützung von Ihrer Seite, und am Ende dann erstickt von überbordender, sinnloser, kafkaesker Bürokratie“, schreibt sie an Lauterbach.

Ihre Forderung an den Gesundheitsminister: „Erhalten Sie die Apotheke vor Ort. Sorgen Sie endlich für eine anständige Entlohnung, die Arbeitsplätze erhält und die die Apotheke als Unternehmen erhält. Stärken Sie das Arzneiversorgungsnetz vor Ort, und NICHT die Versender.“ Es ist jetzt schon sehr spät für die Apotheken vor Ort. Und eine einmal zerstörte Versorgungsstruktur komme nicht so einfach wieder. „Siehe Arzneistoffsynthese in Europa. Das sollte Ihnen warnendes Beispiel genug sein.“

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