Landapotheke statt Industriekarriere

„Das Gesamtpaket hat mich überzeugt“

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Berlin -

An der Elster freut sich die Bevölkerung von ungefähr 1500 Einwohnern über den Erhalt der einzigen Apotheke im kleinen Ort Crossen. Bereits zum Jahreswechsel wagte Dr. Maximilian Dörfer den Sprung in die Selbstständigkeit und übernahm den Betrieb.

Die Elstertal-Apotheke ist aus dem Saale-Holzlandkreis nicht mehr wegzudenken. Nachdem sie durch die frühere Inhaberin etwa 30 Jahre lang geführt wurde, suchte diese eine geeignete Nachfolge, um sich in den wohlverdienten Ruhestand zu begeben.

Erst Promotion…

Dörfer hat direkt nach seinem Pharmaziestudium promoviert. „Das wissenschaftliche Arbeiten hat mich immer schon sehr interessiert. Ich hatte den Gedanken, damit einen Mehrwert generieren zu können, wenn ich etwas rausfinde, was noch keiner weiß“, begründet der 33-Jährige seinen Werdegang. Geforscht hat er im antibiotischen Bereich, an sogenannten Mellioliden im Hallimasch-Pilz. „Da ging es um den Wirkmechanismus und Strukturaktivitätsbeziehungen.“ Eine Industriekarriere galt für Dörfer zum damaligen Zeitpunkt als optional. Letztlich traf er aber eine andere Wahl.

…dann Inhaberschaft

Für zwei Jahre ließ er sich in seiner Heimat Gera in einer öffentlichen Apotheke anstellen. Aus privaten Gründen, vor allem aber seiner kleinen Familie zuliebe, sei er in die ländliche Region gezogen. „Der Wunsch nach Selbstständigkeit entwickelte sich und war so präsent, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Das Gesamtpaket hat mich überzeugt und führte am Ende zu dieser Entscheidung.“

Mit seiner Vorgängerin habe Dörfer abgesprochen, zunächst für zwei Jahre im Angestelltenverhältnis die Elstertal-Apotheke und ihre Stammkund:innen kennenzulernen, die Prozesse zu verstehen und entsprechende Aufgaben eines Inhabers nach und nach zu verinnerlichen. „Somit haben wir einen warmen Übergang geschaffen“, berichtet Dörfer.

Das Team habe diese Entscheidung voll und ganz mitgetragen: Vier Mitarbeiter:innen beschäftigt der Jungunternehmer – zwei Ingenieure und zwei PTAs.

Nacht- und Notdienst

„Wir haben hier das Glück der Rufbereitschaft.“ Seine beiden Mitarbeiter:innen wohnen im Ort und müssen binnen 15 Minuten in der Apotheke sein, sobald ein Patient oder eine Patientin den Nacht- oder Notdienst in Anspruch nimmt. „Man braucht allerdings wesentlich weniger Zeit“, beteuert Dörfer.

Wertschätzung ist wichtig

Sein größter Wunsch die Apotheke betreffend ist schlicht, „dass alles gut funktioniert, ohne sich groß Sorgen machen zu müssen und Zukunfts- und Planungssicherheit, was die Gesundheitsversorgung angeht, zu haben“. Beim Gedanken an die Pläne Lauterbachs, hierfür Kioske zu errichten, kämen ihm Bauchschmerzen: „Das ist schon gruselig. Wenn man nicht weiß, ob die öffentliche Apotheke in der Form in 20 Jahren noch gewünscht ist und Bestand haben wird, kann einem schon anders werden.“

Er bedauere zwar, seine wissenschaftliche Arbeit in der öffentlichen Apotheke im Grunde überhaupt nicht anwenden zu können, vermisst die Industrie dennoch nicht: „Auch dort ist Flexibilität auf allen Ebenen gefordert. Hier in der Apotheke auf dem Land wird meine Arbeit wertgeschätzt – zumindest von der Kundschaft. Und das ist mir wichtig.“

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