Rosenheimer Innenstadt

Ärzte weg: Hauptapotheke geschlossen

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Berlin -

Zum Jahreswechsel hatte auch das bayerische Rosenheim eine Apotheke weniger: Die Rathaus-Apotheke schloss für immer ihre Türen. Für den Inhaber Dominik Simon ein notwendiger Schritt, der ins aktuelle Bild passt: „Ist ja nichts Neues, dass eine Apotheke schließt“, sagt er resigniert.

Am 22. Dezember wurde die Rathaus-Apotheke geschlossen, die Simon im Familienverbund führte. Zur OHG gehört außerdem noch die Engel Apotheke und die Heilig-Geist Apotheke. Die Rathaus-Apotheke hätte in diesem Jahr Jubiläum gefeiert: „Im Mai diesen Jahres wären es 50 Jahre geworden. Sie wurde 1974 von unseren Eltern eröffnet und ging dann vor etwa 15 Jahren in die nächste Generation über“, so Simon. Somit hat die Apotheke hohen familiären Wert: „Wir sind sozusagen mit dieser Apotheke aufgewachsen und haben dort bereits als Kinder den Apothekenalltag miterlebt.“

Dabei hat die Rathaus-Apotheke, direkt an einer großen Durchgangsstraße gelegen, gar keine schlechte Lage möchte man meinen. Doch Simon gibt zu bedenken: „Das Umfeld der Apotheke hat sich stark verändert. Früher waren mehrere Arztpraxen im Haus und in der näheren Umgebung.“ Das ist heute längst anders: „Ärzte haben sich in den Ruhestand verabschiedet oder sind mit ihrer Praxis in neue Räume umgezogen.“ Der Apotheke habe am Ende einfach die Kundenfrequenz gefehlt, um noch als wirtschaftlich zu gelten. Zusammen mit den gestiegenen Betriebskosten und dem nicht mehr ausreichenden Honorar, haben die Veränderungen den Betrieb unmöglich gemacht. „Da ist man gezwungen, irgendwann einen Schlussstrich zu ziehen.“

Personalsituation entspannter

Zur Familien-OHG gehört heute noch Simons Schwester, Isabelle Simon. Nachdem nun die ehemalige Hauptapotheke dicht ist, wurde die Heilig-Geist-Apotheke zur Hauptapotheke. Das spart nun einen weiteren Posten: „Wir können uns als OHG die Leitung der beiden Apotheken aufteilen und benötigen dadurch keine extra angestellte Filialleitung“, so Simon.

Doch Kündigungen habe es durch die Schließung nicht gegeben – alle Mitarbeitenden werden weiterhin gebraucht: „Da wir dort auch eine Abteilung für die Versorgung von Pflegeheimen und Pflegediensten aufgebaut haben, konnten sämtliche Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden.“ Das bedeute einen Vorteil für das gesamte Team: „Die Personalsituation hat sich dadurch natürlich auch etwas entspannt, sodass man sich jetzt wieder Themen widmen kann, die vorher liegen geblieben sind.“

Generell sieht Simon die aktuellen Umstände für Apotheken kritisch. Es gebe viele ernsthafte Herausforderungen und die Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) machen es noch schlimmer. Simon glaubt kaum, dass die Rahmenbedingungen in absehbarer Zeit besser werden. Am Ende schade das aber den Patient:innen, für die die schnelle und wohnortnahe Arzneimittelversorgung auf der Strecke bliebe.

Auch der hinzugekommene Aufwand durch anhaltende und schwerwiegende Lieferengpässe sei mit dem aktuellen Honorar nicht mehr tragbar, das E-Rezept berge ein uneinschätzbares Retax-Risiko, zählt der Apotheker weitere Hürden auf. Aus seiner Sicht müssten sich die Kund:innen darauf einstellen, das es immer weniger Apotheken geben wird, nicht nur auf dem Land, sondern auch in Städten wie Rosenheim.

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