Versandapotheken

Shop-Apotheke soll an die Börse

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Berlin -

Geringe Margen, unsichere Aussichten: In der Branche gilt der Versandhandel mit Arzneimitteln als schwieriges Geschäft. Doch nach wie vor finden sich Kapitalgeber, die bereit sind, in den Bereich zu investieren. Zur Rose hat gerade einen Großaktionär gefunden – und die Inhaber der Shop-Apotheke nehmen jetzt sogar einen Börsengang in Angriff.

Wie die Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg berichten, sollen noch im Herbst bis zu 50 Prozent der Anteile an der Shop-Apotheke an die Börse gebracht werden. Mit den Erlösen solle die Expansion finanziert werden, werden zwei mit den Plänen vertraute Personen zitiert.

Insgesamt werde der auf OTC-Präparate spezialisierte Versender mit rund 350 Millionen Euro bewertet. Wie viele Anteile an die Börse gebracht würden, hänge vom erzielbaren Erlös ab. „Je geringer das Unternehmen bewertet wird, desto weniger Aktien werden die Gründer verkaufen“, zitiert Reuters einen Insider.

Die Suche nach einem Investor wurde bereits vor einem Jahr eingeleitet, als die Shop-Apotheke als eigene Gesellschaft aus der Europa Apotheek Venlo (EAV) ausgegliedert wurde. Das OTC-Geschäft erlöst laut Reuters 125 Millionen Euro; eigenen Angaben zufolge hat Shop-Apotheke rund 320 Mitarbeiter und 1,5 Millionen Kunden. Insgesamt kam die EAV 2014 auf einen Umsatz von rund 250 Millionen Euro: 240 Millionen Euro wurden durch Verkäufe in Deutschland erzielt, je 2 Millionen Euro in den Niederlanden und in Österreich. Dazu kamen Lieferantenrabatte von 12 Millionen Euro, 5 Millionen Euro für Werbemaßnahmen und eine Million Euro von der Tochterfirma Xsite: Die Düsseldorfer IT-Firma hat sich auf das Thema E-Commerce spezialisiert.

Shop-Apotheke war von 2002 aus der Kölner Fortuna Apotheke heraus gegründet und 2009 an die EAV verkauft worden. Der niederländische Versender gehörte von 2008 bis 2013 zum US-Konzern Medco. Rund 150 Millionen US-Dollar ließ sich der heute zu Express Scripts gehördende Pharmacy Benefit Manager (PBM) den Einstieg in den deutschen Markt kosten, der von einem PBM-ähnlichen Dienstleistungsangebot für Krankenkassen und Hersteller flankiert werden sollte. Doch auch eine Partnerschaft mit Celesio brachte keinen Schub für das US-Konzept. Nachdem auch noch die Pick-up-Kooperation mit dm gescheitert war, wurde das Unternehmen für weniger als vier Millionen Dollar von den vorherigen Eigentümern zurückgekauft.

Neben den EAV-Gründern Klaus Gritschneder, Michael Köhler und Dr. Robert Hess sowie deren Familien sind die Gründer der Shop-Apotheke, Dr. Peter und Stephan Weber und Marc Fischer, sowie die bei der EAV verantwortliche Apothekerin Theresa Holler und Finanzchef Dr. Ulrich Wandel an Bord.

Den neuen alten Eigentümern war aber klar, dass sie einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag“ investieren müssten, um das Unternehmen nach dem Bonusverbot und der Trennung von dm wieder nach vorne zu bringen. Also holten sie sich Ende 2013 Investoren an Bord.

Neben einigen vermögenden Finanzanlegern wurde eine ganze Reihe von Privatinvestoren aus der Wirtschaft gewonnen. Mit dabei war Stefan Feltens, der seit 2011 in der Geschäftsführung von Ratiopharm/Teva für den Bereich Finanzen zuständig ist.

Auch andere führende Manager aus der Gesundheitsbranche glaubten an das Konzept der Versandapotheke und investierten: Mit dabei war etwa die Familie Kuhn-Temmler, Nachkommen des Pharmaunternehmers Hermann Temmler und heute mit der Firma Kettenbach im Vertrieb von Medizinprodukten für Zahnärzte aktiv.

Dr. Frank Steinhoff wiederum ist von Hause aus Apotheker und Ende 2013 in seiner Eigenschaft als hauptberuflicher Finanzinvestor bei der EAV eingestiegen. Unter den Investoren sind dem Vernehmen nach weitere Top-Manager von Unternehmen wie Budenheim (Chemikalien), SES (Satelliten) und Steelcase (Büromöbel). Auch ein ehemaliger Vorstand des mittlerweile zerschlagenen Druckmaschinenherstellers Manroland ist dabei.

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