Die neuen Rivaroxaban-Generika sind in den Apotheken angekommen. Wenn auch nicht immer freiwillig. Denn 1A Pharma etwa bedient sich einer Erstbevorratungs-Klausel aus dem Konditionenvertrag und schickte ungefragt mehrere Packungen an Apotheken. „Wir haben drei Stärken bekommen“, sagt Inhaberin Stefanie Scheibe-Mimus aus Görlitz. Auch wenn diese Praxis üblich sei, bedeute sie für Apotheken oft Mehrarbeit.
In mehreren Apotheken sind gerade Rivaroxaban-Generika von 1A Pharma eingetroffen. Das Tochterunternehmen von Sandoz schickte über den Großhandel verschiedene Stärken des Xarelto-Nachahmerpräparats. Nach dem Urteil des Bundespatentgerichts, das gegen den Originalhersteller Bayer ausfiel, sind gleich mehrere Generikaanbieter mit Produkten auf den Plan gekommen und wetteifern um Marktanteile.
Auch in der Fortuna-Apotheke von Scheibe-Mimus kamen drei Packungen im Wert von 450 Euro an. Die Inhaberin bestellte zuvor jedoch keine Ware. Allerdings schloss sie mit dem Hersteller einen Konditionenvertrag ab, der eine Erstbevorratungs-Klausel enthält. „Die Firma lässt nicht mehr mit sich reden und ich musste dem zustimmen“, sagt sie. „Deshalb bekommt man die neue Ware einfach reingedrückt.“ Diese Praxis sei üblich.
Die Ware wird über den Großhandel wie etwa Noweda geliefert. Hier werde ein Überweisungsauftrag erfült, „der auf der Vereinbarung zwischen Hersteller und Apotheke beruht, etwa im Rahmen eines sogenannten „Launch-Service“, bei dem Hersteller bei entsprechender Vereinbarung Apotheken mit bestimmten neuen Produkten versorgen, indem diese über den pharmazeutischen Großhandel ausgeliefert werden“, sagt eine Sprecherin der Essener Genossenschaft.
Scheibe-Mimus versucht laut eigenen Angaben solche aufgezwängten Bestellungen „zu vermeiden, wo es geht“. Deshalb sei sie etwa dem TAD-Club nicht beigetreten. „1A Pharma sind nicht die einzigen, die das machen.“ Es sei in der Branche üblich. Ärgerlich werde es, wenn im Anschluss mehrere Preissenkungen anstünden und man verpasse, diese geltend zu machen. Auch wenn der Lagerwertverlust ausgeglichen werde, bedeute dies einen Aufwand und Mehrarbeit fürs Team.
In der Regel haben die Apotheken die Möglichkeit, die Ware in einer bestimmten Frist zurückzuschicken. Viele nutzen diese Option. Doch auch hier birgt die unerwünschte Lieferung eine Gefahr: Denn bei einer Rücksendung könnte die Retourenquote gesprengt werden.
Die Generikahersteller hatten sich nach dem Urteil des Bundespatentamts Ende Juli schnell in Stellung gebracht: Sandoz kündigte Generika-Versionen von Rivaroxaban 10 mg, 15 mg und 20 mg in Deutschland an. Auch Zentiva informierte in Apotheken über den Ausgang des Urteils und das neue Angebot. Zusätzlich zu der bereits bei der AOK exklusiv rabattierten Stärke von 2,5 mg sollten ab Mitte August die Stärken 10 mg,15 mg und 20 mg dazukommen. Bayer hingegen wollte die Entscheidung des Gerichts nicht auf sich sitzen lassen und kündigt an, vor den Bundesgerichtshof (BGH) ziehen zu wollen.