Großhandel

Phoenix erhöht Rechnungstakt

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Deutschlands führender Pharmagroßhändler Phoenix will ab September seinen Kunden anstelle der bisherigen monatlichen Sammelrechnung so genannte Dekadenrechnungen ausstellen: Jeweils zum Zehnten und zum Zwanzigsten eines Monats sowie zum Monatsende ist dann bei Phoenix Stichtag. Alle vereinbarten Konditionen werden wie bisher am Monatsende, das heißt mit der dritten Dekadenrechnung in Abzug gebracht. Am bisherigen Zahlungsziel - beispielsweise dem Fünfzehnten des Folgemonats - ändert sich laut Phoenix aber nichts.

In einem Brief informierte die Phoenix-Geschäftsführung in der vergangenen Woche alle Kunden über die Umstellung der Rechnungslegung zum 11. September. In der Branche hat das Schreiben des Marktführers für Ratlosigkeit und Aufregung gesorgt. Neben dem Mehraufwand - die Steuerbüros müssen künftig drei monatliche Rechnung anstelle einer Sammelrechnung buchen - fürchten viele Apotheker eine versteckte Verkürzung der Zahlungsziele.

Einem Konzernsprecher zufolge hat die Umstellung rein organisatorische Gründe und soll „letztlich auch mit Vorteilen für die einzelne Apotheke verbunden sein“: Durch die Vereinheitlichung von internen Abläufen könne Phoenix der Apotheke künftig bereits im laufenden Monat Informationen über ihre Einkäufe und die in der Dekade gutgeschriebenen Warenretouren geben, so der Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Weitaus bestechender klingt eine andere Neuregelung: In ihrem Schreiben stellt die Geschäftsführung für Oktober neue Zahlungsmodelle in Aussicht: Wer seine Teilrechnungen früher bezahlt, kann demnach ein höheres Skonto realisieren: „Diese Möglichkeit wurde auch immer wieder gewünscht und in Zeiten niedrigerer Zinsen kann sich das durchaus wirtschaftlich für Sie rechnen“, heißt es im Schreiben. Details verrät bei Interesse der Gebietsverkaufsleiter.

Der Marktführer ist bereit, Skonti für Liquidität einzutauschen. Ironie der Geschichte: Unter Firmenchef Adolf Merckle galt Phoenix als derjenige Großhändler mit der großzügigsten Valuta-Politik. Unter Treuhänder Professor Dr. Harald Wiedmann steigt der Konzern auf die kürzesten Rechnungsintervalle in der Branche um.

Denkbar ist aber auch, dass im Hintergrund Refinanzierungsgeschäfte laufen, von denen die Phoenix-Kunden nichts mitbekommen: Um die eigenen Außenstände zu reduzieren, verkaufen manche Unternehmen ihre Forderungen - abzüglich Gebühren und eventueller Ausfallversicherungen - an Finanzdienstleister. Durch das so genannten Factoring lässt sich die Bilanzsumme kürzen und damit das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital verschieben - ein Aspekt, der bei Phoenix derzeit Popularität genießen dürfte. Schließlich steht der Konzern unter Aufsicht der Banken und angeblich auch vor dem Verkauf.

Voraussetzung ist dabei, dass die entsprechenden Rechnungen tatsächlich gestellt sind. Theoretisch könnte Phoenix also durch die schnellere Rechnungslegung für einen höheren Durchlauf beim Factoring sorgen - auch ohne Anpassung der Zahlungsziele. Dem vermutlich erheblichen Mehraufwand bei der Fakturierung stünde in diesem Fall ein echter Zusatznutzen gegenüber.

Der Konzern wollte sich diesbezüglich nicht erklären. Aus dem Unternehmen ließ man lediglich durchblicken, dass die kurzfristige Zahlung der Teilrechnungen mit Vorteilen für den Apotheker, aber auch für Phoenix verbunden wäre.

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