Erkältungsmittel

Boehringer greift Bayer an

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Berlin -

In der Sichtwahl wird es bunter. Mit immer neuen Produktvarianten kämpfen insbesondere die Hersteller von OTC-Analgetika um die Gunst der Kunden, dazu kommen Generika. In den kommenden Monaten könnte eine neue Kombination für Bewegung sorgen: Erkältungsmittel, die Ibuprofen und Pseudoephedrin enthalten, sollen künftig als OTC-Produkte verkauft werden können. Die ersten Hersteller sind für den Angriff auf Aspirin complex bereit.

Mit der anstehenden Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung sollen Kombinationen von Ibuprofen und Pseudoephedrin zur Behandlung der akuten Rhinosinusitis im Zusammenhang mit weiteren Erkältungssymptomen aus der Rezeptpflicht entlassen werden.

Pro Tablette dürfen nicht mehr als 200 beziehungsweise 30 mg enthalten sein, pro Einzeldosis darf höchstens das Doppelte empfohlen werden, und die Packungsgröße darf 24 Tabletten nicht übersteigen.

Als erster Anbieter macht Boehringer Ingelheim mobil: Mit BoxaGrippal will der Pharmakonzern so pünktlich wie möglich starten. Die Apotheken können das Produkt bereits jetzt bestellen; als erste Liefertermine werden aber Mitte Juli beziehungsweise Anfang Oktober angegeben. Denn Boehringer will mit der Produktion erst beginnen, wenn die Gesetzesänderung durch ist. Bis dahin gelten die Bestellungen unter Vorbehalt.

Einen genauen Preis will Boehringer noch nicht verraten; BoxaGrippal soll aber zwischen Grippostad C und Aspirin complex liegen, also zwischen knapp 9 und 14 Euro. Die Apotheken bestellen solange blind.

Mit OTC-Marken wie Thomapyrin, Dulcolax, Mucosolvan, Silomat Laxoberal, Buscopan und Antistax kommt Boehringer nach eigenen Angaben auf einen Marktanteil von rund 5 Prozent und damit auf Position 5 im deutschen OTC-Markt.

Aspirin complex ist derzeit, neben dem Rhinitis-Präparat Rhinopront (Recordati), das einizge Erkältungsmittel mit Pseudoephedrin. Pro Beutel sind neben 500 mg Acetylsalicylsäure 30 mg des Sympathomimetikums enthalten, sodass die gesetzliche Höchstdosis von 720 mg nicht überschritten wird.

Damit treten künftig zwei der Marktführer im Bereicht der OTC-Analgetika gegeneinander an: Laut Insight Health war 2010 Thomapyrin classic das umsatzstärkste Schmerzmittel vor Aspirin C und Dolormin; bei den Packungszahlen lag Paracetamol Ratiopharm vor diesen Produkten.

Auch Pfizer hat bereits eine Zulassung für ein entsprechendes Kombinationsmittel in der Tasche. Gegenwärtig gebe es allerdings keine Pläne, das Produkt mit dem Namen Spalt Effekt auf den Markt zu bringen, so ein Sprecher.

Bereits im Juni 2012 hatte der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht empfohlen, die Kombination von Ibuprofen und Pseudoephedrin begrenzt zur Selbstmedikation zuzulassen. Um den Missbrauch des Sympathomimetikums einzuschränken, war ein Jahr zuvor die maximal erlaubte verschreibungsfreie Pseudoephedrin-Menge auf 720 Milligramm pro Packung beschränkt worden.

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