Pille danach

Im Notfall: HRA

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Berlin -

Sie sind umstritten und kontrovers diskutiert: Notfallkontrazeptiva stellen für viele Frauen dennoch eine wichtige Errungenschaft gegen ungewollte Schwangerschaften dar. In Deutschland werden die beiden verfügbaren Produkte PiDaNa (Levonorgestrel) und EllaOne (Ulipristalacetat) vom französischen Hersteller Laboratoire HRA Pharma vertrieben. Das Unternehmen hat sich auf Notfall-Kontrazeptiva spezialisiert.

HRA bedient therapeutische Nischen in den Bereichen Gynäkologie und Endokrinologie. Das Unternehmen sieht sich selbst als „Wegbereiter der Verhütung danach“. Mit NorLevo (Progesteron) hatte es laut eigenen Angaben als erster Hersteller eine Zulassung für die Notfallverhütung erhalten. EllaOne wird in mehr als 50 Ländern verkauft.

In Deutschland kam die Pille danach mit dem Wirkstoff Levonorgestrel lange von Hexal. Das Generikaunternehmen hatte sich 2000 von HRA die Lizenzrechte gesichert. Zehn Jahre war der Hersteller für den Vertrieb von Unofem und Duofem verantwortlich.

Bayer hatte als Konkurrenzprodukt zu Duofem das Präparat Levogynon angeboten. 2011 nahm der Leverkusener Konzern das Produkt vom Markt. Als der Vertrag mit Hexal 2010 auslief, wollte HRA mit dem Vertriebs- auch die Markenrechte des bisherigen Partners übernehmen – ohne Erfolg. In Holzkirchen wollte man Uno- und Duofem nicht hergeben.

In der Zwischenzeit entschied man sich in Paris zu expandieren. Die erste Niederlassung entstand vor mehr als vier Jahren in Deutschland. Die Geschäfte verantwortet Klaus Czort; der Vertriebsexperte war zuvor für GlaxoSmithKline sowie Lundbeck tätig gewesen und als Selbstständiger zum ersten Mal in Kontakt mit HRA gekommen. Mittlerweile sind in Bochum acht Mitarbeiter beschäftigt.

Doch ohne Marke kein Geschäft. Als die Kooperation mit Hexal endete, suchte das Unternehmen im kleinen Kreis nach einer griffigen neuen Marke. Die rettende Idee hatte Czorts Ehefrau Susanne, die ebenfalls als Beraterin für HRA arbeitete. „Den Namen PiDaNa hat meine Frau erfunden“, sagt Czort. Im Gegensatz zu den übrigen Vorschlägen sei dieser gleich auf Zustimmung gestoßen. Seit 2010 vertreibt HRA die PiDaNa selbst.

Nicht nur in Deutschland nahm HRA die Fäden selbst in die Hand. Ab 2009 begann der Mutterkonzern auch in Italien, Großbritannien, Spanien und auf dem heimischen Markt eigene Vertriebsfilialen zu eröffnen. „Der Anlass war die Einführung von EllaOne“, sagt Czort. Das Hormonpräparat ist seit 2009 zugelassen.

EllaOne ist das meistverkaufte Produkt des Unternehmens. Im vergangenen Jahr wurden damit in Deutschland 2,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Mit der PiDaNa verdient HRA hierzulande 1,8 Millionen Euro. Mit dem dritten Produkt Lysodren (Mitotan) bei Nebennierenrindenkarzinom nahm HRA 2,2 Millionen Euro ein.

In die Apotheken schickt Czort acht Außendienstmitarbeiter. Noch sind sechs davon bei externen Dienstleistern beschäftigt. „Der Außendienst soll langsam in das Unternehmen eingegliedert werden“, sagt er. Zum Jahresanfang seien die ersten beiden Mitarbeiter übernommen worden.

HRA Pharma wurde 1996 von Henri Monod, Robert Dahan und André Ulmann gegründet, aus deren Anfangsbuchstaben der Vornamen sich der Name herleitet. Ulmann ist noch als Direktor im Unternehmen aktiv. Heute ist für die Gruppe ist Dr. Erin Gainer verantwortlich. Die Wissenschaftlerin führt seit 2009 den Vorstand an. Insgesamt sind bei HRA rund 100 Mitarbeiter beschäftigt. Der Jahresumsatz liegt bei rund 50 Millionen Euro.

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