Neue Festbetragsgruppen

Kassen wollen Preissturz bei COPD-Medikamenten

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Berlin -

Während im Kampf gegen Lieferengpässe gerade die Festbeträge für einige wenige Kinderarzneimittel ausgesetzt wurden, zieht der GKV-Spitzenverband in anderen Bereichen die Daumenschrauben an. So soll es für Anticholinergika künftig eine einheitliche Erstattungsgrenze geben, die für einen Wirkstoff problematisch werden könnte. Auch bei den Hochpreisern Miglustat und Teriparatid soll es drastische Kürzungen geben.

Anticholinergika

Aclidinium

Aclidinium ist ein Wirkstoff für die bronchodilatatorische Dauertherapie bei COPD. Die Originale Bretaris Genuair und Eklira Genuair (beide Astra Zeneca) liegen preislich bereits weit unter Festbetragsniveau, dementsprechend bedarf es keiner Anpassung des Listenpreises.

Glycopyrroniumbromid

Glycopyrroniumbromid wirkt bronchienerweiternd, das zugehörige Fertigarzneimittel heißt Seebri Breezhaler (Novartis) – die Importe sind unter dem Namen Toranor im Handel. Für Novartis wäre in diesem Fall eine deutliche Preisabsenkung erforderlich, um Patient:innen ohne Mehrkosten versorgen zu können: Seebri Breezhaler läge mit einem Listenpreis von 180,51 Euro knapp 20 Prozent über der Grenze, das entspräche Mehrkosten von 35,14 Euro. Auch beim günstigsten Importeur (FD Pharma) wären es noch 3,31 Euro zu viel.

Tiotropium

Das Altoriginal Spiriva (Boehringer Ingelheim) läge zwischen 12 und 32 Euro über Festbetrag, Generikahersteller wie Teva (Braltus) entsprechen der Erstattungsgrenze oder liegen sogar 15 bis 40 Euro darunter (Glenmark). Bei Aut-idem-Verordnungen würden also hohe Mehrkosten anfallen, außer die Anbieter gleichen die Preise an.

Umeclidiniumbromid

Umeclidiniumbromid wird für die Erhaltungstherapie bei COPD eingesetzt. Die Einführung der Festbeträge hätten allerdings keine direkten Auswirkungen, da die Anbieter Berlin-Chemie (Rolufta) und GlaxoSmithKline (Incruse) sowieso weit darunter liegen.

Miglustat

Der Wirkstoff wird für die Behandlung zweier lysosomaler Speicherkrankheiten angewendet und das Originalpräparat Zavesca von Janssen hat einen Listenpreis von stolzen 10.000 Euro. Das liegt 2900 Euro über dem vorgeschlagenen Festbetrag, bei Generikaherstellern wie Bluefish oder Accord wäre es preislich eine Punktlandung. Hersteller Pivamal allerdings bietet sein Präparat Yargesa zu einem Listenpreis von 1250 Euro an und unterbietet den Festbetrag damit um satte 5800 Euro.

Teriparatid

Der Wirkstoff Teriparatid wird zur Osteoporosebehandlung eingesetzt. Das Original von Lilly unter dem Handelsnamen Forsteo Injektor würde dann je nach Packungsgröße 200 beziehungsweise 600 Euro über Festbetrag liegen, das gilt auch für das Generikum Sondelbay von Accord. Andere Generikahersteller wie Stada oder Heumann sind ebenfalls weit darüber und müssten ihre Preise deutlich absenken, damit die Präparate ohne Mehrkosten zulasten der GKV abgegeben werden können. Lediglich Theramex, ein auf Frauengesundheit spezialisiertes Pharmaunternehmen, bietet seinen Livogiva-Pen bereits ausreichend günstig an.

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