Flammen und eine riesige Rauchsäule: Ein Großbrand hat seit Mittwochabend in einem Freiburger Industriegebiet einen hohen Millionenschaden verursacht. Ein Mitarbeiter einer ansässigen Firma wurde leicht verletzt, wie die Polizei mitteilte. Mehrere Firmen sind betroffen, darunter auch eine Niederlassung von Phoenix. Der Mannheimer Großhändler informiert darüber, dass ein Notfallplan in Kraft getreten sei. Auch Dr. Falk Pharma ist dort ansässig. Nach rund 20 Stunden konnte die Feuerwehr die Löscharbeiten abschließen.
Der Großbrand im Industriegebiet in Freiburg dauerte seit Mittwochabend gegen 21 Uhr an. Das Feuer weitete sich laut Polizeiangaben auf mehrere angrenzende Gebäude aus. Das Gelände umfasst eine Fläche von rund 60.000 Quadratmetern. Der Schaden werde auf mindestens 50 Millionen Euro geschätzt, so ein Sprecher.
Phoenix informierte die Apotheken in einer „wichtigen Belieferungsinformation“, dass auch die Niederlassung in Freiburg betroffen sei. Ein Notfallplan sei in Kraft getreten. Bei Phoenix spricht man von „einer außergewöhnlichen Situation“. Den Kunden wurde mitgeteilt, dass die gestrige Bestellung erneut aufgegeben werden müsse, heißt es aus einer Freiburger Apotheke. Artikel, die bis heute 11 Uhr bestellt würden, könnten auch heute beliefert werden, so die Angestellte. Die Apotheken werden dem Vernehmen nach über Mannheim beliefert. Der Standort in Freiburg soll laut Kreisen ausgebrannt sein, bestätigt ist dies jedoch nicht.
Bei Phoenix prüft man derzeit noch die Auswirkungen auf den eigenen Betrieb: „Bedauerlicherweise ist auch das Phoenix Vertriebszentrum von den Auswirkungen betroffen. Das Wichtigste zuerst: Wir sind erleichtert, berichten zu können, dass kein Phoenix-Mitarbeitender durch den Brand verletzt wurde“, sagt ein Unternehmenssprecher.
Umgehend sei noch in der Nacht ein für solche Szenarien vorbereiteter Notfallplan aktiviert worden. Dieser greife auf die deutschlandweit vernetzte Vertriebsstruktur zurück, um die Belieferung der Apotheken sicherzustellen. „Unsere Apothekenkunden aus der Region wurden über verschiedene Kommunikationskanäle informiert. Die zuverlässige und planbare Versorgung der Apotheken hat für uns höchste Priorität.“
Die Niederlassung wurde 2007 eröffnet. Der Standort verfügt über eine Gesamtlagerfläche von rund 4000 Quadratmeter. Dort sind laut Phoenix 80 Mitarbeitende beschäftigt. Versorgt werden Apotheken von Rastatt bis an die Schweizer Grenze.
Bei Dr. Falk Pharma dagegen atmet man auf. „Wir sind nicht betroffen“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Der Firmenstandort befinde sich auf der anderen Seite des Industriegebiets. „Wir halten weiter Fenster und Türen geschlossen.“
Das Feuer war aus bisher ungeklärter Ursache am Mittwochabend ausgebrochen. Die Feuerwehr löschte am Donnerstag weiter – ein Ende des Einsatzes war am Nachmittag nicht abzusehen, gegen Abend gab es dann Entwarnung. „Den Einsatzkräften ist es durch erheblichen Kräfteeinsatz gelungen, dass sich das Feuer nicht weiter ausbreiten konnte“, hieß es in einer Mitteilung am Nachmittag. Den Angaben zufolge kämpften rund 200 Feuerwehrmitarbeiter gegen die Flammen. An Ort und Stelle wurden auch Bagger eingesetzt.
Nach ersten Schätzungen der Ermittler beläuft sich der Schaden auf mindestens 50 Millionen Euro. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Schadensumme später noch steige. „Wir haben heute Nacht einen der größten Brände in Freiburgs Geschichte erlebt“, teilte Oberbürgermeister Martin Horn mit.
„Wir haben derzeit keinen Hinweis auf Brandstiftung – können dieses aber auch nicht ausschließen“, sagte ein Polizeisprecher. Wegen der Löscharbeiten konnte der Brandort zunächst nicht von der Polizei begutachtet werden. Das Areal sei sehr groß und es gab noch zahlreiche Glutnester.
„Das Brandobjekt ist an vielen Stellen akut einsturzgefährdet, weshalb eine Begehung des Geländes durch die Polizei zur genauen Ursachenforschung auch weiterhin noch nicht möglich ist“, hieß es nach Abschluss der Löscharbeiten. Ein vorläufiges Ergebnis zur genauen Brandursache werde nicht vor nächster Woche erwartet. Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei hätten die Ermittlungen übernommen und seien im Austausch mit weiteren Behörden.
Betroffen war ein Gewerbekomplex mit mehreren Unternehmen auf einer Fläche von rund 60.000 Quadratmetern im Stadtteil Hochdorf unweit der Autobahn 5. Zunächst war von 40.000 Quadratmetern die Rede gewesen. Der Gebäudekomplex sei komplett ausgebrannt. Die umliegenden Straßen wurden während des nächtlichen Einsatzes gesperrt.
Um die Menschen in Freiburg über den Brand zu informieren, habe es eine Warnmeldung über den Katastrophendienst Nina gegeben, berichtete die Polizei. Anwohnerinnen und Anwohner wurden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung bestand aber nicht, wie es hieß.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein forderte, betroffenen Unternehmen rasch zu helfen. Behörden und Versicherungen müssten dazu unbürokratisch handeln. „Im Interesse der Unternehmen und der Beschäftigten hoffen wir, dass es zu keinen längeren Betriebsausfällen kommt“, erklärte IHK-Vize-Hauptgeschäftsführer Alwin Wagner laut einer Mitteilung.
Das Gewerbe- und Industriegebiet Hochdorf erstreckt sich nach Angaben der Stadt auf einer Fläche von insgesamt rund 120 Hektar im Nordwesten Freiburgs. Dort seien rund 260 Betriebe ansässig, unter ihnen Pharma-, Speditions- und Logistikunternehmen.
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