Apotheken-Franchise

Gehe übernimmt DocMorris

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Gerade hat der Stuttgarter Pharmahändler Celesio 71 Millionen Euro auf das Markenpartnergeschäft von DocMorris abgeschrieben, da werden die Aufgaben im Konzern neu verteilt: Ab dem kommenden Jahr wird das Franchise-Konzept nicht mehr durch das eigenständige „DocMorris-Kompetenz-Team“ vertrieben, sondern durch die Mitarbeiter der Celesio-Großhandelstochter Gehe.

Ende Oktober wandten sich DocMorris-Franchisechef Thomas von Künsberg Sarre und Gehe-Chef André Blümel in einem gemeinsamen Brief an die Kooperationspartner: Im Zuge der „Perspektiven in Europa“ habe Celesio entschieden, „zukünftig das operative Apothekengeschäft von DocMorris in den verschiedenen Ländern jeweils von einer nationalen Ländergesellschaft betreuen zu lassen“.

Schon ab Januar soll daher Gehe für die Betreuung der Apothekenteams zuständig sein. DocMorris übernimmt weiterhin die Strategie: Weiterentwicklung, Markenbildung, PR und Internationalisierung. Die Ansprechpartner bei Fragen zu Einkauf, Sortiment oder Marketing bleiben laut Schreiben zwar vorerst die gleichen; einige Aufgaben sollen aber „im Zuge der Übergabe der operativen Tätigkeiten an die Gehe“ neu verteilt werden.

Vollkommen geräuschlos geht der Umbau allerdings nicht über die Bühne: Im Namen der Berliner DocMorris-Apotheker machte Ende September ein Unbekannter seinem Ärger über die Gehe-Konditionenpolitik Luft. In persönlichen Schreiben an Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle und Haniel-Chef Dr. Eckard Cordes klagte der Absender, dass Gehe mit „absolut lächerlichen“ Konditionen die DocMorris-Expansion behindere. Außerdem kassiere die Schwestergesellschaft Rückvergütungen von Herstellern für Umsätze der DocMorris-Apotheken.

Doch die als Absender genannten DocMorris-Apotheker aus Berlin wissen nichts von einem derartigen Schreiben. Als „Anmaßung“ bezeichnete ein Apotheker daher die Briefe gegenüber APOTHEKE ADHOC. Auch bei Gehe wies man die Vorwürfe als Verleumdungskampagne zurück. Man kenne das Schreiben, wisse aber nicht, von wem es in Wirklichkeit stamme.

Ob Gehe DocMorris nur aus Rationalisierungsgründen huckepack nehmen soll oder warum sich die Celesio-Spitze sonst zu diesem Schritt entschlossen hat, ist derzeit unklar. Eine Anfrage zum Schreiben blieb vom Konzern bislang unbeantwortet.

Gehe hatte bereits unter der DocMorris-Übernahme vor zwei Jahren erheblich gelitten. Das neue Miteinander könnte die alte Diskussion noch einmal befeuern: Einerseits kaufen nicht alle DocMorris-Apotheker bei der Großhandelsschwester ein; mitunter stehen deren Konditionen zwischen ihnen und der Marke. Andererseits dürften auch nicht alle Gehe-Kunden froh darüber sein, dass ihr Lieferant künftig das Franchise-Konzept zur gleichnamigen Versandapotheke und Kette vertreibt.

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