Reimporteur vor 50 Jahren gegründet

Eurim: „Die Apotheken genießen ein großes Vertrauen“

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Berlin -

Mit viel Wirbel und trotz heftigem Gegenwind ist der Reimporteur Eurim vor 50 Jahren gegründet worden. Auch drei Jahre nach dem Tod des Gründers Andreas Mohringer lebt seine Geschäftsidee in dem bayerischen Betrieb weiter. Dieter Pirchner, der für das Unternehmenswachstum und den Vertrieb verantwortlich ist, erklärt, wie sich das Familienunternehmen behauptet.

Mit 20 Jahren Betriebszugehörigkeit kennt Pirchner die Importbranche ganz genau. Der Chief Business Development und Vertriebschef der Gruppe weiß um die Bedürfnisse der Apotheken und wie zentral, die Beziehung zu ihnen ist. „Die Apotheken genießen ein großes Vertrauen. Das hängt auch mit der Verfügbarkeit der Arzneimittel vor Ort zusammen. Deshalb ist es uns ganz wichtig, eng mit Apotheken zusammenzuarbeiten und eine gute Lieferfähigkeit sicherzustellen“, sagt er.

Eurim wurde am 17. November 1975 von Mohringer gegründet. Seine Frau Dr. Friederike Hrubesch-Mohringer ist Miteigentümerin und sitzt in der Geschäftsführung an der Seite von Michael Jaeger. Tochter Magdalena Hrubesch ist ebenfalls Miteigentümerin der Gruppe und im Marketing tätig. Das Unternehmen beschäftigt rund 600 Mitarbeitende, ist auch im Bereich Frauengesundheit aktiv und in der Schweiz sowie in Österreich tätig.

Top 3 in der Branche

Heute werden laut Firmenangaben in Apotheken täglich rund 24.000 Packungen von Eurimpharm abgegeben. Insgesamt liegt der Importeur nach Absatz auf Platz 2, nach Wert auf Platz 3 hinter Kohlpharma und EmraMed. Mittlerweile zählten knapp 15.000 Apotheken zur den „EurimSmiles Plus-Partnern“, die die Leistungsangebote des Programms wie POS-Aktionen oder Plakate nutzten.

Auf diese Kooperation legt man bei Eurim wert. Das Unternehmen bietet insgesamt knapp 3400 PZN an – eines der breitesten und tiefsten Produktportfolios im Markt, wie man in Saaldorf-Surheim betont. Allein in den vergangenen zwei Jahren sei das Sortiment um 1000 PZN erweitert worden etwa im Bereich Wundversorgung. Der Ausbau hat auch mit der gestiegenen Nachfrage nach Importen zu tun.

Der Markt wächst weiter. „Gerade in den vergangenen beiden Jahren ist der Importmarkt sehr dynamisch gewachsen. Für Apotheken sind Importe eine wirtschaftliche Alternative“, sagt Pirchner. Bei Eurim geht man in diesem Jahr von einem Wachstum im Reimportbereich von 12 Prozent aus – Eurim lege um 18 Prozent zu. Der Arzneimittelmarkt entwickele sich dagegen wertmäßig nur mit einem Plus von 6 Prozent. Die Dynamik im Paralellimportmarkt sei unter anderem durch die wirtschaftlich attraktiveren Rahmenbedingungen von Importarzneimitteln begründet. Zudem etablierten sich Importarzneimittel zunehmend als kostengünstigere Alternative, die zusätzlich die Versorgung des Marktes unterstützt.

Pirchner betont: „Uns ist wichtig, nicht nur Schnelldreher anzubieten, sondern auch Produkte mit geringerer Nachfrage. Das gehört für uns zum guten Service dazu, auch wenn es wirtschaftlich weniger attraktiv ist.“ Damit dürfte er dem Gründer aus der Seele sprechen, der auch Pharmazeut war. Auch eine eigene Apotheke befand sich lange am Firmensitz.

Der Firmengründer Andreas Mohringer starb 2023.Foto: Eurim

Reise nach England als Auslöser

Mohringer kam auf die Idee des Imports von Arzneimitteln, als er vor 50 Jahren erkältet als Urlauber in einer englischen Apotheke war und kaum glauben konte, welche Preisunterschiede es bei Arzneimitteln innerhalb Europas gibt. Der Hustensaft Benadryl kostete nur einen Bruchteil dessen, was für das deutsche Pendant fällig wurde. Kurz darauf erklärte das Bundesgesundheitsamt den Import von Produkten aus dem Ausland für rechtmäßig, die in derselben Zusammensetzung auch im Inland angeboten werden. Der Weg war frei für eine komplett neue Branche. Mohringer stieg ins Reimportgeschäft ein.

Dr. Friederike Hrubesch-Mohringer und Michael Jaeger.
Heute sitzen Miteigentümerin Dr. Friederike Hrubesch-Mohringer und Michael Jaeger in der Geschäftsführung.Foto: Eurimpharm

Valium war das erste Arzneimittel, das 1982 in der Lauer-Taxe gemeldet wurde. Mitbewerber gab es damals kaum. Es hagelte Eingaben und Verfügungen, vor Gericht wird über Behauptungen und Boykottvorwürfe gestritten. Doch Mohringer ließ sich nie einschüchtern, auch nicht, als die Unterlassungserklärungen an Heiligabend zugstellt wurden. Mit Eurim kämpfte er jahrelang weiter gegen das System, dem er selbst angehörte.

Vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) setzte er sich in den 1990er Jahren gegen den Freistaat Bayern, das Bundesgesundheitsamt sowie verschiedene Hersteller durch. Auch auf politischer Ebene konnten die Reimporteure Erfolge verbuchen: 1993 verpflichteten sich die Apotheken erstmals in einem Liefervertrag mit den Kassen zur Abgabe preisgünstiger Importe. Drei Jahre später zwang der Bundesgerichtshof (BGH) die Großhändler, Reimporte in ihr Sortiment aufzunehmen; bis dahin konnten die Apotheken die Ware ausschließlich direkt bestellen. 2000 wurden die Apotheken schließlich gesetzlich zur Abgabe von Importen verpflichtet, ein Jahr später wurde die Importquote eingeführt. Seitdem hat sich der Umsatz der Branche vervielfacht.

Politischer Einfluss

Um auf nationaler und europäischer Ebene Einfluss zu nehmen, wurden auf Mohringers Initiative hin 1983 auf deutscher Ebene der Bundesverband der Arzneimittelimporteure (BAI) und 1998 die „European Association of Euro-Pharmaceutical Companies“ (EAEPC, heute Affordable Medicines Europe, AME) gegründet. In beiden Organisationen war Mohringer erster Vorstandsvorsitzender

Noch immer mahnt man beim Hersteller auch Missstände an: „Die Überbürokratisierung lähmt das System immens. Es wird für Hersteller wie uns und für Apotheken immer schwieriger“, sagt Pirchner. Die Politik sollte die Branche als wichtigen Industriezweig nicht unterschätzen.

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