125 Jahre Noventi

„Es ist nicht anstrengend, dass Apotheker mitreden“

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Berlin -

Wenn ein Unternehmen 125 Jahre besteht, ist dies ein Grund zu feiern. In München ist die Freude über dieses Jubiläum bei Noventi groß – vielleicht auch, weil die Krise überwunden ist. Ein Rettungsanker war der Zusammenhalt. Das apothekereigene Unternehmen profitiert davon, dass die Kundschaft über den FSA selbst Eigentümer ist. FSA-Vorsitzender Andreas Buck und Noventi-Vorstand Mark Böhm erklären, wie man sich in unsicheren Zeiten beisteht und was das Unternehmensmodell kann.

Die Rezeptabrechnung ist für Inhaberinnen und Inhaber ein hohes Gut, weshalb viele Rechenzentren in Apothekerhand sind. Auch in München taten sich bereits 1900 mehrere Apotheker zusammen und gründeten den „Verein der Apotheker Münchens“, aus dem die Verrechnungsstelle der Süddeutschen Apotheken (VSA) – heute Noventi – hervorgegangen ist. Einziger tätiger Gesellschafter und oberstes Entscheidungsgremium ist der FSA.

Unterschiede mit neuem Vorstand

Gerade die jüngste Wende vor drei Jahren nach den Krisenzeiten könnte ein Erfolg dieses Zusammenhalts der Eigentümer sein. Der FSA sei „genossenschaftsähnlich“ – bereit, sich zu unterstützen, so Buck. „Jetzt atmen und leben wir, was wir sagen. Das ist der Unterschied zu früher“, sagt der Apotheker. Mit dem neuen Vorstand sei ein „Vertrauen in die Menschen“ einhergegangen. Natürlich gebe es immer noch „Herausforderungen“ – „aber wir diskutieren in der Sache“.

Apothekeninhaber und FSA-Vorsitzender Andreas Buck lächelt. Mehr dazu im Artikel.
FSA-Vorsitzender Andreas Buck ist auch Apothekeninhaber und erklärt, dass man bei Noventi bereit sei, sich zu unterstützen – auch in harten Zeiten.Foto: Noventi

Wenn man sich zusammensetzt, gehe vieles einfacher. „Schon damals hat der Zusammenhalt die Apotheker nach vorne gebracht“, sagt der Inhaber der Neuen Apotheke Laupheim. Es sei wichtig, sich auf die wesentlichen Dinge zu fokussieren. Wir beschränken uns jetzt auf sinnstiftende Themen und haben dadurch einen Mehrwert.“ Zur Vertrauensbildung gehöre dazu, dass man nicht nur über Ideen spreche, sondern diese auch umsetze – „in der Form und Pünktlichkeit, wie wir sie ankündigen“. Auch den Kritikern müsse man gegenüberstehen und etwa negative Kommentare zum Preismodell entgegennehmen.

Die Veränderungen mit angestoßen hat Böhm: „Es war eine wechselhafte Zeit und wir haben uns über die Jahrzehnte immer wieder angepasst.“ Gerade zuletzt musste das Unternehmen nach den Management-Fehlern Federn lassen. 2022 gab es die „Zäsur mit dem schlechtesten Konzernergebnis seit Gründung“. Nach einem Jahr des Übergangs in 2023 habe man wie geplant in 2024 ein positives Ergebnis erreicht. „Das Wachstum ist wieder da und die Stabilität gibt uns auch der FSA.“

Entschieden wird mit Apothekern

Der Wirtschaftsinformatiker lobt die Zusammenarbeit mit den Eigentümern: „Es ist nicht anstrengend, dass Apotheker mitreden.“ Im Gegenteil: Es gebe durch den FSA, den Aufsichtsrat und die Zusammenarbeit mit den Beiräten und der Vertreterversammlung nicht nur einen Dialog, sondern man treffe Entscheidungen gemeinsam. „Gerade in der schwierigen Phase in 2022 war der FSA da und hat sofort Bereitschaft gezeigt, uns zu unterstützen. Das schweißt zusammen.“

In der Gesellschaft würde man einen guten Weg gehen, wenn Betroffene zu Beteiligten gemacht werden. Dadurch entsteht ein anderer Blick auf das Geschehen. Ich denke, das würde uns guttun.

Das Modell von Noventi als apothekereigenes Unternehmen funktioniert aufgrund des Zusammenhalts gut, so Böhm „Gerade der Gesundheitsmarkt, wo man etwas gemeinsam gestalten will, ist prädestiniert dafür.“ Deshalb gebe es auch die Genossenschaften etwa im Pharmagroßhandel. „In der Gesellschaft würde man einen guten Weg gehen, wenn Betroffene zu Beteiligten gemacht werden. Dadurch entsteht ein anderer Blick auf das Geschehen. Ich denke, das würde uns guttun.“

Buck sieht die Vorteile für den Apothekenmarkt: „Ich bin kein Gesellschafts- oder Zukunftsforscher. Gefühlt gibt es in der Gesellschaft zuletzt sehr viele Ich-AGs. Für unseren Berufsstand weiß ich, dass wir besser dran sind, wenn wir gemeinsam agieren. Das sehen eine Menge Apotheker so, gerade in letzter Zeit. Durch einen höheren Organisationsgrad können wir mehr erreichen und da, wo man mitgestalten kann, ist man besser dran.“

Die Sorge vor einem Dialog mit anderen Apothekern, hat Buck nicht. „Das fängt bei einem persönlich an, wie man sich in seiner Rolle sieht. Es macht einen Unterschied, ob man sich über den Preis oder die Qualität definiert. Mit den Kollegen, die sich allein über den Preis definieren, ist es schwierig, zusammenzuarbeiten.“ Gehe es jedoch um Qualität, könne man sich aushelfen. „Wir haben alle dieselben Rahmenbedingungen, dieselbe Ausgangssituation und die gleichen Sorgen.“

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