Drogeriemärkte

dm rechtfertigt NAC-Verkauf

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Berlin -

dm bietet neuerdings wieder ein Präparat mit 200 Milligramm N-Acetylcystein an. Weil der Schleimlöser in Arzneimitteln apothekenpflichtig ist, werden die Brausetabletten in Filialen der Drogeriekette als Lebensmittel verkauft. Der Konzern sieht sich damit rechtlich auf der sicheren Seite.

Die „NAC Brausetabletten“ der dm-Eigenmarke „Das gesunde Plus“ kosten mit 2,95 Euro nur halb soviel wie ACC akut und werden „zur diätetischen Behandlung von Bronchitis“ angeboten. 2012 hatte dm ein vergleichbares Präparat unter der Bezeichnung „Hustenlöser NAC-akut“ verkauft. Der Hersteller Hexal war damals juristisch gegen die Drogeriekette vorgegangen und hatte einer Unterlassungserklärung erwirkt – dm musste, genau wie Rossmann, die Brausetabletten aus den Regalen nehmen.

Den erneuten Vorstoß erklärt dm so: „Das Produkt 'NAC Brausetabletten' unterscheidet sich sowohl in seiner Gestaltung als auch in seiner Verkehrsbezeichnung von dem Produkt 'Hustenlöser NAC-akut Brausetabletten'.“ Dass sich die NAC-Produkte in ihrer Zusammensetzung unterscheiden würden, behauptet dm nicht.

Entscheidend ist laut Produktmanagement die Verkehrsbezeichnung: „Bei den 'NAC Brausetabletten' handelt es sich um ein diätisches Lebensmittel, das nicht als Hustenlöser in Verkehr gebracht und auch nicht als schleimlösend beworben wird. Darüber hinaus wird keine Akutwirkung ausgelobt.“

Die Umgestaltung ist offenbar ein sehr gezielter Versuch, die Apothekenpflicht zu umgehen – denn NAC-haltige Arzneimittel dürfte der Drogeriemarkt nicht verkaufen. Dafür gibt es jedoch in der Diätverordnung (DiätV) eine Ausnahmeliste, in der NAC als erlaubter Zusatzstoff genannt ist. NAC darf in Nährstoffformulierungen vorkommen, die auf bestimmte Beschwerden oder Krankheiten angepasst sind. Dem Wirkstoff trägt den Vermerk „nur für bilanzierte Diäten“.

dm nimmt mit seiner Produktbezeichnung darauf Bezug. Bei der Drogeriekette fühlt man sich sicher: „Wir gehen wir aufgrund der aktuellen Rechtsprechung sowie der damit einhergehenden gerichtlichen Beschlüsse davon aus, dass der Vertrieb des Produktes nicht zu beanstanden ist.“

Ob dm damit richtig liegt, wird sich zeigen. Hexal ist noch nicht wieder aktiv geworden. Die Novartis-Tochter ist mit ACC akut Marktführer in der Apotheke – mit knapp 8 Millionen Packungen und 60 Millionen Euro Umsatz auf Basis der Apothekenverkaufspreise liegt das Produkt etwa gleichauf mit Mucosolvan (Ambroxol, Boehringer). Unter den NAC-haltigen Produkten folgt das verschreibungspflichtige ACC-Präparat vor Ratiopharm, 1A und Fluimucil (Zambon) mit jeweils einer halben Million Packungen und knapp 2 Millionen Euro.

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