Nicht nur bei den Apotheken, sondern auch bei den Herstellern sorgt der geplante Einstieg von dm in den Versandhandel für Sorgen: Denn sie wissen, mit welchen Bandagen der auf sein Renommee bedachte Konzern wirklich kämpft. Experten überlegen derweil, welche Kundinnen und Kunden die Kette beim dritten Anlauf gewinnen könnte.
Sempora hatte für seine Apothekenmarktstudie die Vertreter von 60 OTC-Herstellern befragt, welche Folgen der Einstieg von dm für den Markt haben wird. Drei Viertel gehen fest oder überwiegend davon aus, dass der Preiswettbewerb zunehmen wird (76 Prozent). Umgekehrt glauben nur 6 Prozent nicht, dass das passiert. Dass die Konditionen- und Jahresgespräche für die Industrie härter und im Ergebnis teurer werden, halten 72 Prozent für wahrscheinlich; auch hier haben nur 9 Prozent diese Sorge nicht. Entsprechend ergeben sich auch für die Industrie weitere Herausforderungen: 63 Prozent gehen davon aus, dass Eigenmarken des Handels wichtiger werden. Und 47 Prozent sind der Meinung, dass die OTC-Hersteller Ihre Vertriebsorganisationen umbauen werden.
Vor allem die Konkurrenz im Netz wird Marktanteile abgeben müssen, gaben 69 Prozent an. Dagegen glauben nur 40 Prozent, dass Kunden, die bisher nicht online gekauft haben, Kunden im Versandhandel werden.
Die Unternehmensberatung Dr. Kaske wiederum kommt in einer Analyse zu dem Ergebnis, dass dm im ersten Jahr auf bis zu 190 Millionen Euro auf Basis der Verkaufspreise kommen könnte – das wäre aus dem Stand Rang 6 hinter Shop Apotheke, DocMorris, Gesund.de, Apo.com, Amazon und Medikamente-per-Klick und vor Aponeo, Sanicare und Volksversand. Laut mittlerem Szenario könnten immerhin 67 Millionen Euro und bis 2030 knapp 650 Millionen Euro zusammenkommen.
65 Prozent der Kunden könnten im ersten Jahr laut Analyse die Stammkunden von dm sein, 27 Prozent kommen von anderen Versendern. Nur 8 Prozent könnte dm aus den Vor-Ort-Apotheken abziehen, so die Kaske-Analyse.
Laut Sempora-Umfrage gaben 54 Prozent der Industriemanager an, dass sie „sicher“ oder „wahrscheinlich“ eine zügige Zusammenarbeit mit dm anstreben. Andererseits gab jede:r Zweite auch an, dass man erst einmal abwartend reagieren werde. Bewusst auf eine Zusammenarbeit mit der Drogeriekette zu verzichten, schlossen 75 Prozent aus – 25 Prozent aber eben auch nicht.
Noch deutlicher wird die Skepsis, wenn man sie mit der ebenfalls abgefragten Einstellung zu einem möglichen Markteintritt von Amazon vergleicht: Hier gaben 73 Prozent an, zügig in eine Geschäftsbeziehung gehen zu wollen, spiegelbildlich befragt erklärten 38 Prozent, erst einmal abzuwarten. Und 84 Prozent schlossen hier die Möglichkeit aus, bewusst auf eine Zusammenarbeit zu verzichten.