Wie wichtig eine korrekte Rezeptabrechnung ist, zeigen aktuell die Probleme bei der Umsetzung der AOK-Rabattverträge. Doch auch sonst gehören Ärger mit den Krankenkassen und Retaxierungen zum Apothekenalltag. Wo die größten Schwierigkeiten liegen und was sich Apotheken von ihrem Rechenzentrum wünschen, soll jetzt in eine Umfrage herausfinden. Die Studie wird von dem Bundesverband Deutscher Apotheker (BVDA) und Professor Dr. Ralf Ziegenbein von der Fachhochschule Münster durchgeführt, die Finanzierung übernimmt das Rechenzentrum AvP.
Die Apotheken sollen unter anderem Angaben zu der Verteilung der Rezepte auf gesetzlich und privat Versicherte und der Häufigkeit von Retaxierungen machen. Hierbei wird der Absetzungsgrad (Teil- bis Vollabsetzung) sowie die Veränderung der Retaxierungsquote in den vergangenen Jahren abgefragt. Gerade der Anteil der Nullretaxierungen interessiert den BVDA sehr. Die Teilnehmer sollen zudem typische Gründe für Retaxierungen nennen und den durchschnittlichen Arbeitsaufwand schätzen. Schließlich sollen sie angeben, wie oft eine Arztpraxis Korrekturrezepte schuldig bleibt.
Interessant ist sicher auch die Frage nach den drei Krankenkassen, die in Sachen Retaxierungen die größten Schwierigkeiten machen. Allerdings gibt es hierbei eine Unschärfe, weil eine Gewichtung fehlt. So ist bei der Auswertung nicht ersichtlich, mit welcher Kasse die Apotheke generell am häufigsten abrechnet und welche relativ gesehen „am schlimmsten“ ist.
In einem Freitextfeld können die Apotheken angeben, wie die Rezeptabrechnung aus ihrer Sicht verbessert werden könnte. Zudem wird abgefragt, ob die Apotheke bei einem standeseigenen oder einem privaten Rechenzentrum abrechnet und wie zufrieden sie mit dessen Leistung ist. Obwohl AvP den Großteil der Kosten stemmt, soll die Umfrage unabhängig von den Interessen des Rechenzentrums laufen: Die Fragebögen müssen direkt an den BVDA oder die FH Münster geschickt werden, wo die Daten ausgewertet werden.
Ziegenbein hatte im Vorfeld auch versucht, Krankenkassen für das Projekt zu gewinnen, allerdings ohne Erfolg. Den Ergebnissen aus dem von ihm entwickelten Fragebogen will der Betriebswirt Erkenntnisse aus Expertengesprächen gegenüber stellen. Eine Einschätzung aus der Branche stammt etwa von dem Pharmadienstleister Pharma Solutions.
BVDA-Geschäftsführerin Helga Fritsch zufolge sollen möglichst viele Apotheken - nicht nur die eigenen Mitglieder - bei der Umfrage mitmachen. Nach dem Start am Wochenende hätten bislang rund 100 Apotheken geantwortet, die meisten allerdings anonym. Ab 600 bis 700 Apotheken sei ein Ergebnis repräsentativ, sagt Fritsch, aber 1000 Teilnehmer wären ihr lieber. Die Befragung läuft bis zum 23. September. Erste Ergebnisse will der BVDA bei seinem Kongress am 14. Oktober in Berlin vorstellen.
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