Pharmakonzerne

Bayer kürzt Dividende

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Berlin -

Nach einem Milliardenverlust von Bayer im vergangenen Jahr müssen sich die Aktionäre des Pharma- und Chemiekonzerns mit weniger Dividende zufrieden geben.

Laut einer Mitteilung vom Donnerstag sollen sie 2,00 Euro je Anteilsschein erhalten, nach 2,80 Euro im Vorjahr. Auf dem aktuellen Kursniveau bedeutet das aber immer noch eine Dividendenrendite von rund 3,6 Prozent. Milliardenrückstellungen für die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA und hohe Abschreibungen in der Agrarsparte brockten dem Dax-Konzern 2020 einen Verlust von 10,5 Milliarden Euro ein.

Bayer ringt weiterhin mit Gegenwind durch die schwachen Währungen Lateinamerikas. Entsprechend vorsichtig sind die Unternehmensprognosen für 2021. Konzernchef Werner Baumann rechnet im neuen Jahr mit einem Umsatz von etwa 41 Milliarden Euro und damit in etwa auf dem Niveau von 2020. Auch beim operativen Ergebnis erwartet das Unternehmen keine großen Sprünge – im Gegenteil. Die Aktien gerieten deutlich unter Druck und fielen am Vormittag als Schlusslicht im Dax um rund 4 Prozent auf 52,95 Euro. Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research sprach in ersten Reaktion von einem überraschend schwachen Ausblick. Zudem sei es im Schlussquartal auch wegen des Agrargeschäfts beim Gewinn nicht so gut gelaufen wie erwartet.

Vom Umsatz sollen 2021 rund 26 Prozent als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten hängen bleiben. Damit stellt Bayer ein operatives Ergebnis von 10,5 bis 10,8 Milliarden in Aussicht und damit weniger als 2020. Der derzeit starke Euro hemmt dabei die Entwicklung. Nimmt man die Wechselkurseffekte heraus, prognostiziert Baumann einen Umsatz von etwa 42 bis 43 Milliarden Euro, was auf dieser Basis ein leichter Anstieg wäre. Das bereinigte Ebitda läge dann bei 11,2 bis 11,5 Milliarden Euro.

Bereits 2020 hatten insbesondere die schwachen Währungen Lateinamerikas auf der Geschäftsentwicklung gelastet. Der operative Gewinn stagnierte im vergangenen Jahr bei knapp 11,5 Milliarden Euro. Der Umsatz schrumpfte wegen des starken Euros sogar um knapp 5 Prozent auf 41,4 Milliarden Euro. Die Währungsbelastungen herausgerechnet wäre es ein kleines Plus gewesen. Hinzu kamen Milliardenrückstellungen für die Glyphosat-Rechtstreitigkeiten in den USA und hohe Abschreibungen in der Agrarsparte. Unter dem Strich stand daher ein Verlust von 10,5 Milliarden Euro. Im Jahr davor war es noch ein Plus von 4,1 Milliarden Euro gewesen.

Die Geschäfte der unterschiedlichen Konzernbereiche zeigten Licht und Schatten. Laut einem Händler zeigte das Schlussquartal Schwächen in der Agrarsparte sowie im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten, während sich das Pharmasegment solide entwickelt habe.

Dennoch musste Bayer auf Jahressicht ein Umsatzminus im der Pharmasparte hinnehmen. Der Verkauf rezeptpflichtiger Arzneimitteln lief teils schwach, weil in Corona-Zeiten viele nicht akut notwendige Behandlungen von Menschen verschoben wurden. So traten etwa die Erlöse mit dem Augenmedikament Eylea – einem eigentlich starken Wachstumstreiber – auf der Stelle. Zum Vergleich: 2019 hatten der Kassenschlager noch um 14 Prozent zugelegt. Beim für den Konzern wichtigsten Medikament, dem Gerinnungshemmer Xarelto, fiel das Umsatzplus mit gut 9 Prozent geringer aus als im Vorjahr. Allerdings steuerte allein Xarelto fast 11 Prozent zum Konzernumsatz bei.

Der Agrarsparte machten im vergangenen Jahr unter anderem Retouren bei Maissaat in den USA zu schaffen, da die Kunden weniger anbauten. Ein Grund dafür war der gesunkene Kraftstoffverbrauch im Zuge der Corona-Krise. Menschen reisen weniger, daher braucht es weniger Biokraftstoffe, die auch aus Mais gewonnen werden. Hinzu kam für Bayer die Belastung durch den schwachen brasilianischen Real, da das Unternehmen viel Saatgut und Pflanzenschutzmittel in Südamerika verkauft. Auch sind die Leverkusener mit starker Konkurrenz bei Sojasaat konfrontiert.

Fortschritte machte Bayer zuletzt in Bezug auf die US-Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter. Anfang Februar hatte der Konzern mit der Gegenseite eine Einigung bei einem entscheidenden Teil seines milliardenschweren Glyphosat-Vergleichs – dem Umgang mit künftigen US-Klagen – erzielt. Dem muss der zuständige Richter Vince Chhabria allerdings noch zustimmen. Sollte der Richter, bei dem zahlreiche US-Verfahren gebündelt sind, den neuen Vorschlägen zustimmen, könnte Bayer wahrscheinlich endlich den Großteil der US-Rechtsstreitigkeiten abhaken.

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