Pharmakonzerne

J&J büßt für Apotheken-Bestechung

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Berlin -

Der Konsumgüter- und Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) will

Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit seinen Neuroleptika Risperdal

(Risperidon) und Invega (Paliperidon) sowie dem Herzmedikament Natrecor

(Nesiritide) mit einem Milliardenvergleich beenden. Dem Konzern wird unter anderem vorgeworfen, eine der größten Versandapotheken des Landes geschmiert zu haben.

Insgesamt werde der Konzern 2,205 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 1,63 Milliarden Euro) zahlen, teilte das US-Justizministerium am Montag mit. Dazu kämen strenge Auflagen.

J&J wurde die Zahlung von Schmiergeldern an Ärzte und Apotheker vorgeworfen. Zudem soll der US-Konzern Risperdal für nicht zugelassene Anwendungen vertrieben haben: Das Mittel, das bei Schizophrenie eingesetzt wird, soll als Mittel zur Verhaltenskontrolle für Demenz-Patienten vermarktet worden sein.

Bestochen wurden nicht nur Ärzte, die das Mittel in der entsprechenden Indikation verordneten, sondern auch Omnicare, mit einem Umsatz von mehr als sechs Milliarden Dollar eine der größten Versandapotheken des Landes. Der Konzern hat sich auf die Belieferung von Pflegeheimen spezialisiert; die Mitarbeiter sollen laut Justizministerium im Sinne ihre pharmazeutischen Unabhängigkeit eigentlich alle Verordnungen prüfen. Doch auf Geheiß ihres Arbeitgebers hätten sie gemäß der mutmaßlichen Vereinbarung mit J&J den Einsatz von Risperdal bei verhaltensauffälligen Demenzpatienten empfohlen.

Um die strafrechtlichen Ermittlungen auszuräumen, zahlt J&J 400 Millionen Dollar. Die zivilrechtlichen Verfahren kosten den Konzern 1,2 Milliarden Dollar. 149 Millionen Dollar muss J&J wegen der mutmaßlichen Zahlungen an die Apotheke abführen.

184 Millionen Dollar kostet der Vergleich schließlich im Zusammenhang mit Natrecor. Das Medikament ist teuer und muss infundiert werden; hier soll die J&J-Tochter Scios keinen wissenschaftlichen Beweis für ihre Behauptungen zur Wirkung erbracht haben.

Justizminister Eric Holder warf J&J beschämende und inakzeptable Verhaltensweisen vor. Der Konzern habe seine Gewinne über die Interessen von Patienten, Steuerzahlen und Krankenversicherungen gestellt. All sie gehörten zu den Opfern der kriminellen Machenschaften des Pharmaherstellers.

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