Großbritannien

35.000 Euro Rx-Verfall pro Apotheke

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In britischen Apotheken verfallen pro Jahr rezeptpflichtige Arzneimittel im Wert von umgerechnet 430 Millionen Euro. Das sind 4 Prozent aller zu Lasten des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) abgegebenen Medikamente im Wert von 10,8 Milliarden Euro. Nicht eingeschlossen sind OTC-Produkte, Arzneimittel, die auf Privatrezept abgegeben werden sowie Tierarzneimittel. Pro Apotheke liegt damit der Schaden alleine im Rx-Bereich bei rund 35.000 Euro.

Die Zahlen sind Zwischenergebnis einer Hochrechnung des Apothekenportals Rxchange. Die B2B-Plattform, bei der selbstständige Apotheker gegen Gebühr Ladenhüter an ihre Kollegen weiterverkaufen können, hatte im Februar eine Umfrage zum Thema Verfallarzneimittel gestartet. Die Betreiber wollten herausfinden, wie viel Prozent alleine an NHS-Medikamenten in den Apotheken verfallen.

Rxchange will sich mit mit der Hochrechnung auch für die politische Diskussion um die Zukunft des Arzneimittelvertriebs munitionieren. Die britischen Behörden wollen die Auflagen für den Großhandel mit Medikamenten deutlich verschärfen. Dies dürfte nicht nur kleinere Nischen-Großhändler benachteiligen: Auch Apotheken sollen laut Vorschlag nur noch in Notfällen Arzneimittel ohne Großhandelserlaubnis untereinander vertreiben dürfen.

Dies könnte das Aus für den so genannten „Inter Pharmacy Trade“ und damit einen weiteren Wettbewerbsnachteil für die unabhängigen Apotheken bedeuten: Laut Rxchange gibt es in Großbritannien derzeit kaum Retourmöglichkeiten für Arzneimittel. Nur bis zu drei Tage nach Lieferung nehmen demnach Hersteller und Großhändler in der Regel Ware zurück. Verfallene Produkte sind Sache der Apotheken.

Bei Rxchange fürchtet man nicht nur um das eigene Geschäftsmodell: „Wir unterstützen alle Maßnahmen im Kampf gegen Fälschungen. Sie müssen aber die wirtschaftlichen Belastungen für die Apotheken berücksichtigen“, so Rxchange-Gründer Andrew Claridge.

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