Apotheker wäre gerne gestartet

E-Rezept: „Praktisch, aber nicht zu Ende gedacht“

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Berlin -

Der Roll-out des E-Rezepts ist in Schleswig-Holstein erst einmal abgesagt, sehr zum Ärger von Daniel Lemme. Der Inhaber der Spitzweg-Apotheke in Bad Oldesloe hat sich gemeinsam mit seinen Ärzten vorbereitet und freut sich auf die Erleichterungen, die die digitale Verordnung mit sich bringt. Dass die Versender weitgehend unkontrolliert auf den Fachdienst zugreifen, ist für ihn ein Skandal.

Lemme freut sich auf das E-Rezept. „Kein Papier mehr, kein Tipp-Ex mehr. Das E-Rezept bringt für uns Apotheken eine erhebliche Arbeitserleichterung.“ Er nennt ein konkretes Beispiel, das ihm noch aus seiner Angestelltenzeit in Hamburg bekannt sei: „Oft hatten wir telefonische Vorbestellungen von Hochpreisern, die dann nie abgeholt wurden. Mit dem E-Rezept kann so etwas nicht mehr passieren.“

Dabei sei es ausgerechnet das E-Rezept gewesen, das seinen Vorgänger zum Verkauf bewogen habe. „Er hat damals gesagt: ‚Ich habe keine Lust mehr auf das E-Rezept.‘ Das war 2005, mittlerweile könnte ich auch fast schon selbst in den Ruhestand gehen“, sagt Lemme augenzwinkernd. Was ihn ärgert, ist dass jetzt kurz vor dem Start noch ungeklärte Detailfragen auftauchen. „Die Gematik hat in den vergangenen Jahren immer nur gesagt, dass alles läuft. Jetzt sehen wir, dass manche Sachen einfach nicht bis zu Ende gedacht wurden.“

Gemeinsam mit seinen Ärzten arbeitet Lemme bereits mit dem E-Rezept, die Übermittlung läuft über KIM. Daher ärgert ihn, dass der Roll-out in Schleswig-Holstein geplatzt ist. „Der Ausdruck eines QR-Codes wäre immer noch besser als gar kein Start.“

Der Transport über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) ist für ihn keine Alternative – auch wenn manche Kolleg:innen derzeit die Hoffnung haben, es so dem Versandhandel schwerer machen zu können. Vor allem für Chroniker sei die digitale Übermittlung sinnvoll, da sie sich so unnötige Wege sparen könnten. Das funktioniere aber nicht, wenn man die eGK erst in die Apotheke bringen müsse. „Online-Angebote sind dann außen vor, egal ob von Vor-Ort-Apotheken oder im Versandhandel.“ So könne man kranken Patienten zum Beispiel ihr Antibiotikum nicht mehr direkt nach Hause bringen. Auch bei der Belieferung von Alten- und Pflegeheimen fielen Vorteile weg: „Sie können nicht immer die Versichertenkarten in die beliefernde Apotheke geben, um die E-Rezepte zu erhalten.“

Versender laden E-Rezept

Dass Versender wie DocMorris und Shop Apotheke das E-Rezept bereits aus dem Fachdienst abrufen, sobald ein Nutzer den QR-Code mit der App eingescannt hat, ist für ihn allerdings ein Skandal. Denn damit werde das E-Rezept gesperrt, bevor der Patient die AGB und Datenschutzerklärung im Bestellprozess bestätigt habe. „Der Kunde wird quasi genötigt, die Hoheit beziehungsweise Verfügungsgewalt über sein Rezept abzugeben.“ Mit der Situation in der Apotheke sei dies nicht zu vergleichen: „Hier steht der Kunde schließlich vor mir, wenn ich auf den Knopf drücke.“

Seiner Meinung nach sind die Apps der Versender auch der Grund dafür, dass der an sich praktische Versand des QR-Codes via E-Mail gestoppt werden musste. „Die Patientendaten werden nicht offen übertragen, denn laut Gematik-Spezifikation sind es Kann-Felder, die auf dem übermittelten Formular nicht ausgefüllt werden müssen.“ Nur einen Vorteil sieht er: „Jetzt kann der Arzt das Rezept erst einmal nicht direkt an eine Apotheke schicken. Ich will mir gar nicht ausmalen, wer sonst alles angefangen hätte, kostenlose Kittel in den Praxen zu verteilen.“

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