Blutverdünner und Insulin betroffen

E-Akte: Apothekensoftware sorgt für tausendfache Dosierungsfehler

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Berlin -

In Österreich entwickelt sich gerade ein mittlerer Arzneimittelskandal: Aufgrund eines Softwarefehlers in der Elektronischen Gesundheitsakte (Elga) wurden offenbar tausende Verordnungen falsch dosiert – und zwar teilweise in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß. Die Österreichische Apothekerkammer (ÖAK) ist im Krisenmodus.

In Österreich wurden wegen eines Fehlers in einer Apothekensoftware offenbar mindestens 3500 Rezepte mit falschen Dosierungsangaben herausgegeben. Berichten der Kronen-Zeitung zufolge sind 1200 Patienten betroffen. Es gebe darunter laut Experten mindestens 60 Fälle, in denen eine so massive Überdosierung – beispielsweise von Blutverdünnern und Insulin – vorliegt, dass von den Verordnungen akute Gesundheitsgefahr ausgeht. So sei beispielsweise eine zweimalige statt einer einmaligen täglichen Einnahme angegeben worden.

Ursache ist den Berichten zufolge ein Fehler in der Apothekensoftware eines bestimmten Herstellers: Sie habe bei der Übertragung Anpassungen bei den Dosierungsangaben vorgenommen, ohne dass die Apotheken darüber informiert wurden. Dabei stellt der Arzt das Rezept aus und speichert es in der E-Medikation, die Teil der Elga ist. Diese Informationen werden dann an die Apothekensoftware übertragen. In einer Apothekensoftware eines österreichischen Anbieters sei dann der Fehler aufgetreten, dass die Dosierungsangaben falsch eingestellt wurden.

Betroffen sind 33 der 1400 Apotheken in Österreich, mit einem Schwerpunkt in der Hauptstadt Wien. Die Österreichische Apothekerkammer ist den Berichten zufolge derzeit im Alarmzustand: Sie habe die betroffenen Apotheken informiert, die wiederum die Patienten über den Fehler aufklären sollen. Ist das nicht möglich, sollen die ausstellenden Ärzte verständigen. In einem internen Informationsbrief der Apothekerkammer, aus dem die Kronen-Zeitung zitiert, schreibt sie von „dringendem Handlungsbedarf“, da durch die „falsche Dosierung“ eine „akute Gesundheitsgefährdung“ drohe.

Aufgefallen sei der Fehler durch die Nachforschungen einer aufmerksamen Apothekerin und einer Ärztin. Die bisher bekannten Zahlen beziehen sich allerdings lediglich auf Verordnungen aus dem September – wie lange der Fehler bereits existiert und zu wie vielen Falschdosierungen er tatsächlich geführt hat, ist noch nicht bekannt. Die fehlerhafte Software arbeitet den Berichten zufolge seit zwei Jahren mit der Elga. Der Fehler sei allerdings sofort nach Bekanntwerden durch ein Update behoben worden. Eine datenforensische Analyse soll nun seine wahre Tragweite ans Licht bringen. Auch das österreichische Gesundheitsministerium ist bereits in den Fall involviert, es erklärte bisher aber nur, die Apotheker- und die Ärztekammer, Die Firma Elga, der Dachverband der Sozialversicherungsträger und die Softwarefirma seien „dran, dies umfassend aufzuklären“.

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