Apotheker auf Spurensuche

E-Rezepte fehlen: Differenz von 10.000 Euro

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Berlin -

Die Kontrolle der E-Rezepte ist für Inhaberinnen und Inhaber mitunter nervenaufreibend. Auch Kambiz Khatibian aus Hannover brütet derzeit über Listen und vergleicht die Tageskasse mit der tatsächlichen Abrechnungssumme. Dabei fehlen ihm für 2024 rund 10.000 Euro. „Es ist für mich nicht machbar, jede Position zu kontrollieren.“

Khatibian befindet sich auf Spurensuche. Der Inhaber der Limmer-Apotheke stellte bereits im vergangenen Jahr einen Fehlbetrag von mehreren tausend Euro in der Abrechnung fest. Wenn er seine Tageskasse bis September mit dem vergleiche, was abgerechnet worden sei, fehlten zwischen 6000 und 7000 Euro, sagt er. Für das ganze Jahr seien es rund 10.000 Euro.

Kritik an fehlender Kontrolle

Der Apotheker fragte bei seinem Abrechner nach. Beim NARZ/AVN habe es geheißen, dass sie nur das abrechnen, was sie zugeschickt bekämen. Eine Antwort, mit der der Apotheker nicht viel anfangen kann. „Ich habe im Grunde keine Kontrolle darüber, welche E-Rezepte zur Abrechnung geschickt werden.“

Auch bei seinem Warenwirtschaftsanbieter Noventi/Awinta fragte er mehrmals nach. Letztlich erhielt er dort als Antwort, dass Rezepte aus dem Dezember erst im Januar beliefert worden seien und deshalb erst in diesem Jahr abgerechnet würden. Darunter befänden sich viele Hochpreiser, weshalb eine solche Summe zusammenkomme. „Er hat alle Informationen von uns bekommen“, sagt eine Noventi-Sprecherin. Man wolle dabei helfen, Unklarheiten auszuräumen und die Apotheken bestmöglich unterstützen.

Für Khatibian ist die Situation nicht einfach. Tatsächlich seien Verordnungen erst im Januar beliefert worden. Doch damit kläre sich nicht jede offene Frage. Eine Kontrolle jeder Position über die Liste sei nahezu unmöglich, kritisiert er. „Ich bin letztendlich aufgeschmissen. Wir müssen glauben, was sie uns erzählen. Wenn ein E-Rezept bei der Übertragung verschwindet, habe ich keine Chance.“

Der Inhaber fordert von den Softwareanbietern und Rezeptabrechnern eine praktikable Lösung. „Es kann doch kein Hexenwerk sein, dass ich automatisch auf Unstimmigkeiten hingewiesen werde.“

Vergleich über Excel-Listen

In den Apotheken gehen die Inhaberinnen und Inhaber unterschiedlich mit dem Thema um. Um Schäden zu vermeiden, nutzt etwa eine Apothekerin Excel-Listen, auch wenn dies arbeitsintensiv ist. „Ich schreibe alles auf und erfasse auf umständliche Weise alle E-Rezepte, die in meiner Apotheke beliefert werden“, sagte sie.

So könne sie am Ende genau sagen, welcher Vorgang bei der Abrechnung fehlt. Vor allem in Bezug auf hochpreisige Arzneimittel, sei ihr das Risiko des Verlustes einfach zu hoch. „Wenn wir die Abrechnung bekommen und ich überprüfen will, ob auch alles ordnungsgemäß gelaufen ist, dann kann ich nur 100 Tage lang die Vorgänge zu den E-Rezepten filtern“, sagt die ADG-Kundin. Denn alles, was älter ist, sei nicht mehr nachvollziehbar und der Schaden könne sehr hoch sein.

Vertrauen in Rechenzentren

Viele Kolleginnen und Kollegen vertrauen ihren Abrechnern: „Ich kann sehen, dass das E-Rezept die Voraussetzungen erfüllt hat und an das Rechenzentrum gesendet wurde“, sagt ein Inhaber. Ob es abgerechnet ist, sei in der Statusanzeige des Rechenzentrums ersichtlich.

Die Listen aus der Warenwirtschaft mit den Beträgen des Rechenzentrums vergleiche er aktuell nicht. „Ob die Summen 1:1 stimmen, da vertraue ich dem Rechenzentrum.“ Wenn man hohe Beträge vermisse, könne die Zahl der Rezepte aus der Warenwirtschaft mit denen des Rechenzentrums im Vergleichsmonat verglichen werden. Dazu könne auch die Filterfunktion genutzt werden, um beispielsweise Hochpreiser zu erkennen.

Die Transparenz bei abgerechneten Rezepten und ein unter dem Strich korrekter Betrag sind nicht nur für den betriebswirtschaftlichen Abschluss der Apotheke wichtig. Natürlich möchte eine Inhaberin und ein Inhaber am Ende des Monats wissen, ob alle Rezepte ordnungsgemäß bezahlt wurden. Doch auch die Finanzaufsicht schaue mitunter genau hin, warnt Fabian Virkus von der Treuhand Hannover. Zudem muss auch ausgeschlossen werden, ob Geld über andere Kanäle aus dem Betrieb abgezapft wird.

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