Der Pathogenese auf der Spur

Impfstoff-Myokarditis: Sind Lipidnanopartikel schuld?

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Berlin -

Nach der Verabreichung von Corona-Impfstoffen auf mRNA-Basis kann es in seltenen Fällen zu einer Myokarditis kommen. Der zugrundeliegende Mechanismus und die Pathogenese der Komplikation ist noch nicht vollständig geklärt. Im Fachjournal „Metabolism Open“ wurde kürzlich eine Studie vorgestellt, die Lipidnanopartikel als Ursache unter die Lupe genommen hat.

Herzmuskelentzündungen als Impfkomplikation werden mittlerweile seit einigen Monaten beobachtet und genauer analysiert. Woher sie genau kommen, ist jedoch unklar. Meist treten die Beschwerden in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung auf. Bei den meisten Entzündungen handelt es sich um selbstlimitierende Ereignisse. Es wird jedoch vermutet, dass viele Fälle aufgrund einer leichteren oder unspezifischen Symptomatik unerkannt bleiben und die Dunkelziffer wesentlich höher ist.

Ursache unbekannt

Vor allem nach der zweiten Impfdosis kam es vorwiegend bei jungen Männern zu einer Myokarditis. Aktuell stehen verschiedene Theorien zur Pathogenese im Raum. Viele Expert:innen vermuten autoimmunologische Prozesse, andere halten hormonelle Einflüsse für denkbar.

Da die Herzmuskelentzündungen nur fast nur nach Impfungen auf mRNA-Basis auftraten, hat ein Forscherteam aus Griechenland nun einen möglichen Zusammenhang zur verwendeten Transfertechnologie bei mRNA-basierten Impf­stoffen mit Lipidnanopartikeln herausgestellt. Damit die Impfstoffe vom Körper besser aufgenommen werden können und stabiler sind, werden Hüllen aus Lipidnanopartikeln verwendet. Diese enthalten verschiedene Lipidmoleküle darunter sogenannte ionisierbare Lipide, Cholesterinmoleküle, Phospholipide und pegylierte Lipide. Die Forscher:innen halten diese einzeln oder in Kombination für eine mögliche Ursache der Pathogenese.

Lipidnanopartikel in der Krebstherapie

Die Transfertechnologie mit Lipidnanopartikeln ist jedoch nicht neu. Sie findet bereits seit längerem Verwendung bei der Herstellung von Chemotherapeutika. Dort wurden bislang jedoch keine Zusammenhänge mit Herzmuskelentzündungen beobachtet. Das Team merkt jedoch an, dass die Anzahl der Menschen, die eine mRNA-Covid-Impfung erhalten haben, wesentlich höher ist. Vermutlich wurde die Komplikation nur deshalb so schnell erkannt. Des Weiteren würde vor allem die betroffene jüngere Altersgruppe nur selten Lipidnanopartikel-stabilisierte Chemotherapeutika erhalten.

Myokarditis-Fälle könnten weiter steigen

Das Team vermutet, dass mit jeder Auffrischungsimpfung die Inzidenz der Impfstoff-assoziierten Myokarditis weiter ansteigen wird. Die Forscher:innen raten deshalb dazu, die Komplikation und ihre Pathogenese noch genauer zu untersuchen, um gegebenenfalls einzelne Patientengruppen ausschließen und vor den Risiken schützen zu können.

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