Im Zuge der Apothekenreform will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) bei der Verarbeitung von Fertigarzneimitteln in Rezepturen nur noch die Abrechnung des anteiligen Apothekeneinkaufspreises erlauben. „Es wird schwierig und wir müssen wieder zurückstecken“, sagt Susanne Bormann, Inhaberin der Apotheke im Nordharz-Center in Blankenburg. „Es gibt zu wenig Geld für Rezepturen. Welche andere Branche würde es für dieses Geld machen“, fragt sie.
Sind bei Rezepturen nur noch Teilmengen abrechnungsfähig, sei das häufig ein Nachteil für Apotheken. „Natürlich gibt es Rezepturen, die wir vielfach herstellen. Dann kann man die angebrochene Packung oder Bestelltes gut aufbrauchen“, so Bormann. Aber: „Bei Spezialrezepturen, die man nur einmal anfertigt, bleibt man auf den Kosten sitzen, wenn nur Teilmengen abrechenbar sind.“
Nach wie vor denke sie, dass es „eigentlich zu wenig Geld“ für die Rezeptur gebe. „Für den Aufwand, den wir haben, mit Plausibilität, Herstellungsprotokoll, Anweisungen und dass ein Apotheker drüberschauen muss.“ Sie betont: „Welche andere Branche würde es für das Geld machen, frage ich mich.“ Als einfaches Beispiel nennt sie ihre Tierarztabrechnung. „Hier wird nach Schwierigkeitsgrad, dreifachem Satz oder nach Uhrzeit gestaffelt abgerechnet.“ Das sollte man vielleicht in den Apotheken auch einführen, schlägt sie vor.
Denn: „Es gibt ja einfachere Rezepturen. Und solche die schwieriger in der Herstellung sind, wo man deutlich mehr Aufwand hat“, sagt Bormann. So könnte man auch die Berechnung unterschiedlich ansetzen. „Wir nicken immer alles nur ab. Obwohl es ständig Einkürzungen für Apotheken gibt.“
In der unmittelbaren Umgebung sei ein Kinderarzt, der häufiger Rezepturen aufschreibe. „Es gab erst kürzlich den Fall, dass ein Kind ein Medikament dringend benötigte. Das entsprechende Fertigarzneimittel wurde aber vom Markt genommen“, erklärt Bormann. „Also haben wir uns mit der Arztpraxis und einer Firma in Verbindung gesetzt, um eine Lösung zu finden.“ Schlussendlich habe man dem kleinen Dialysepatienten helfen können. „Wir haben eine Suspension in der Rezeptur hergestellt“, so Bormann. Der Bedarf sei also definitiv da.
„Wir haben das sehr gerne gemacht. Aber es hat auch Stunden beansprucht und viele Telefonate mit entsprechenden Institutionen gefordert“, macht Bormann deutlich. „Am Ende bekommen wir nichts dafür. Wir machen es, weil unser Beruf eine Berufung ist.“ Obwohl so vielen Apotheken das Wasser bis zum Hals stehe, so Bormann.
Was ihr Sorgen mache, sei die weitere Entwicklung: „Wohin läuft das Ganze, sind wir bald in einer Drogerie angestellt?“ Man wisse nicht wie es in der Zukunft aussehe. Und auch nicht, ob das Szenario nicht von der Polititk ein Stück weit so gewollt sei, so Bormann. „Wir lieben unseren Job und das wird von vielen Patienten noch gesehen. Gleichzeitig kann ich es auch verstehen, wenn Menschen sagen, es sei zu teuer in der Apotheke. Und das sie dann gewillt sind, es im Internet zu bestellen.“
Das Problem daran: „Die meisten sehen den Hintergrund nicht. Wie wichtig es ist, dass wir da sind und ihnen des Öfteren den Hintern retten. Sei es bei einer Falschmedikation oder bei Engpässen und anderen Problemen.“ Sie hoffe, dass es endlich in der Politik ankomme. „Und viele Apotheken doch noch gerettet werden können.“