Kommentar

PTA-Vertretung: Preis geht gar nicht

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Berlin -

Da sitzt sie also wieder auf ihrem hohen Ross, die Standesvertretung der Apothekerinnen und Apotheker. Mit der Aussage, dass PTA-Vertretung „gar nicht geht“, hat Abda-Präsident Thomas Preis dem Berufsstand keinen Gefallen getan. Denn viele Kundinnen und Kunden vertrauen täglich ihren PTA. Auch Inhaberinnen und Inhaber sind froh um ihre Fachkräfte. Wenn jetzt die Debatte über Vertretungsmöglichkeiten in Zeiten des Personalmangels zu einem Aufzählen von Fehlern verkommt, haben alle verloren. Ein Kommentar von Carolin Ciulli.

Preis bekommt Gegenwind aus dem Lager der Angestellten und PTA – und das zu Recht. Denn wer in Publikumsmedien so unverhohlen auf eine wichtige Berufsgruppe in der Apotheke eindrischt, muss mit einem Konter rechnen. Dass man sich in der Abda-Spitze im Ton vergreift, ist kein Einzelfall. Friedemann Schmidt betitelte kleine Apotheken als „Buden“ – das wurde ihm bis zum Ende seiner Abda-Präsidentschaft immer wieder vorgehalten. Preis hätte es besser wissen müssen: Als Inhaber kennt er sicher die Qualitäten seiner Angestellten – doch aus ihm spricht eben nicht der Chef, sondern der Funktionär, der im politischen Ringen um die geplante Apothekenreform die Deutungshoheit behalten will.

Doch geht es hier tatsächlich um Macht? Die Regierung will mit der neuen Vertretungsmöglichkeit für PTA sicher keine „Apotheker light“. Es geht vielmehr darum, kurzfristige Engpässe abzufedern. Etwa wenn in einer Landapotheke mit nur einer Apothekerin oder einem Apotheker genau dieser wegen Krankheit oder einem dringenden Termin ausfällt. Denn dann müsste der Betrieb schließen, die Arzneimittelversorgung würde temporär wegbrechen. Qualifizierte PTA könnten einspringen. Die Regierung schafft eine Aufwertung und Weiterbildungsmöglichkeit, die den Beruf wieder attraktiver macht.

Preis bringt in der – derzeit völlig unnötig befeuerten – Debatte um die PTA-Vertretung auch Argumente wie das Risiko einer Falscheinnahme ein. In der Praxis arbeiten PTA vielerorts längst eigenständig und werden eben nicht permanent beaufsichtigt. Übrigens weil genau das heute schon in entsprechendem Rahmen möglich ist. In den Apotheken gibt es tausende PTA, die einen Betrieb auch kurzzeitig vertreten könnten. Ob sie das tatsächlich wollen, ist eine andere Frage.

Vielleicht fürchtet Preis aber auch, dass in der angespannten finanziellen Lage ein weiterer Kostenfaktor auf die Apotheken zukommt. Dann würde er der Politik schon auf den Leim gehen, die das Thema vielleicht auch nur als „Streichmasse“ in die Gesetzesplanung aufgenommen hat.

Natürlich: Wer den „letzten Blick und die Kontrolle“ abgibt, der muss dafür wohl auch mehr zahlen. Aber wer das Lohnargument bringt, der soll nicht vergessen, dass eine kurzzeitige Vertretung und damit mehr Freiheit für Inhaberinnen und Inhaber nicht nur kostet, sondern eben auch etwas wert ist.

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