Ringen um DAT-Resolution

PTA-Vertretung: Derselbe Fehler wie beim Versandhandel?

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Düsseldorf -

Auch ein knappes Jahr nach dem Bruch der Ampel muss die Apothekerschaft noch über die „Apotheke light“ diskutieren. Denn die Reformpläne von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) erinnern viele an die Ideen ihres Amtsvorgängers Karl Lauterbach (SPD). Auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) wird über eine Resolution diskutiert. Laut Abda-Jurist Lutz Tisch ist die PTA-Vertretung ein Fehler, vergleichbar mit der Einführung des Versandhandels. Andere Teilnehmende sind aufgeschlossener und sprechen von einer Blockade, die dem Verhalten der letzten Jahre entspreche.

Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) hatte gestern einen Vorschlag vorgelegt, der mit einer Ergänzung des Abda-Vorstandes versehen wurde. Diskutiert wird nun in Düsseldorf über die Resolution, die eine „klare Ablehnung der Idee einer Apotheke ohne Apotheker“ zum Ausdruck bringen soll. Gerungen wird um Details.

Gabriele Regina Overwiening beim DAT
Gabriele Regina Overwiening beim DATFoto: APOTHEKE ADHOC

Die frühere Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening tritt als erste ans Mikrofon und trommelt für Zusammenhalt. Es habe einige Stunden Zeit gebraucht, bis das Ausmaß der Reformpläne realisiert werden konnte. Jetzt brauche es einen konstruktiver Umgang. „Der Abda-Präsident braucht bei seinen Gesprächen die Rückendeckung der geschlossenen Apothekerschaft“, appelliert Overwiening.

Dass im Osten ein anderes Modell gelebt wird, zeigt Apotheker Dr. Sebastian Michel auf. In den neuen Bundesländern sei niemals jemand zu Schaden gekommen, wenn Pharmazieingenieure vertreten haben. Apotheker sollten sich intensiv mit Neuerungen auseinandersetzen. Zudem entstehe durch qualifizierte Weiterbildungen ein neues Berufsbild. Außerdem mahnt Michel an, dass ein Blockadeverhalten dem erhofften Dialog mit Politik entgegensteht. „Diese Blockadehaltung und dieses Nein-Sagen sind eben nicht dialogsuchend“, erklärt er. Diese Haltung habe in die Situation geführt, in der die Apothekerschaft heute sei. Das Angebot, das auf dem Tisch liege, sei ein anderes als das von Lauterbach, man solle es nicht pauschal ablehnen. „Wir haben in der Vergangenheit zu oft nicht den Dialog gesucht.“

Auch Dr. Katja Renner findet, dass PTA gewisse Verantwortungen in der Apotheke übernehmen können – eine qualifizierte Weiterbildung vorausgesetzt. Den Passus „die Apotheke ohne Apotheker“ soll aus der Resolution gestrichen werden. Die Eckpunkte seien etwas anderes als das, was Lauterbach vorgelegt habe.

Tisch stellt klar: „Pharmazieingenieure zu ersetzen, ist keine leichte Sache. Ich habe große Bedenken, dass das ins Auge geht.“ Denn bei der Politik könne dadurch der Eindruck geweckt werden, dass es ohne Apotheker geht. „Wir sind nur noch einen Türspalt davon entfernt, dass der Weg für die GmbH freigemacht wird und Außenstehende Ketten errichten werden – mit einem oder nur wenigen Apothekern.“

Man habe ein System, das darauf aufbaue, dass sehr genau definiert sei, in welchem Rahmen Arzneimittel abgegeben werden dürften und wie die Person ausgebildet sein müsse, die das macht. „Würde nun die PTA an einer Stelle installiert, wo bisher Pharmazieingenieure ihre Tätigkeit getan haben, dann macht man einen Fehler, der vergleichbar ist mit der Einführung des Versandhandels“, warnte er. „Meine Sorge ist es, dass den Apothekern das Fundament unter den Füßen weggezogen wird.“

Dr. Martin Braun beim DAT
Dr. Martin Braun lehnt die Idee einer Apotheke ohne Apotheker ab.Foto: APOTHEKE ADHOC

Auch Dr. Martin Braun, Kammerpräsident aus Baden-Württemberg, lehnt die Idee einer Apotheke ohne Apotheker ab. Unterstützung kommt auch aus Niedersachsen. Für Verbandschef Berend Groeneveld wird durch die PTA-Vertretung der Apothekerberuf aufs Spiel gesetzt. Zudem verlieren Apotheker an Augenhöhe und Stellung gegenüber den Ärzten, meint er. Die Apotheke ohne Apotheker werde einen „Türöffnereffekt für Erosion von oben“ haben. Der Appell: „Lasst uns den akademischen Heilberuf des Apothekers so lassen.“

Frank Dieckerhoff aus Westfalen-Lippe erklärt: „Ich kann nicht erkennen, dass wir an irgendeiner Stelle Dialoge blockieren.“ Die beiden Kernforderungen müssten weiterhin klar sein, sonst mache sich die Standesvertretung unglaubwürdig. „So verhandelt man nicht. Wer nichts fordert, der wird auch nichts bekommen.“ Er fragte, wofür man denn sonst die vergangenen drei Jahre gekämpft habe.

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