Entgegen aller Versprechungen – auch im Koalitionsvertrag – sieht die Apothekenreform von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) keine Honorarerhöhung vor. Dr. Mohammed Radman, Inhaber der Humanitas-Apotheke Leipzig, startete am 8. November eine Petition auf der Plattform Open Petition, in der er die Bundesregierung unter anderem dazu auffordert, die Vergütung der Apotheken endlich an die Inflation und die tatsächlichen Kosten anzupassen.
„Die Apotheken in Deutschland stehen mit dem Rücken zur Wand. Seit Jahrzehnten wurde ihr Honorar nicht an die Inflation angepasst. Während Personal-, Energie- und Mietkosten steigen, kämpfen immer mehr Apotheken ums Überleben“, erklärt Radman auf der Petitionsseite.
Rund 160.000 Menschen arbeiten in Apotheken – 90 Prozent davon Frauen. Tag für Tag sorgten sie dafür, dass Patientinnen und Patienten zuverlässig mit Medikamenten versorgt würden. „Doch die wirtschaftliche Lage ist inzwischen so ernst, dass vielerorts Apotheken schließen müssen“, so Radman. In der Folge würden immer mehr Regionen ihre wohnortnahe Arzneimittelversorgung verlieren und Patienten längere Wege in Kauf nehmen. Ältere Menschen und Familien stünden vor geschlossenen Türen. Auch die Apothekenteams arbeiteten am Limit, aus Verantwortung gegenüber ihren Patientinnen und Patienten.
„Apotheken sind ein unverzichtbarer Teil unseres Gesundheitssystems. Sie beraten, sichern Notdienste, erkennen Wechselwirkungen und entlasten Ärztinnen und Ärzte. Ohne sie ist eine flächendeckende, sichere und persönliche Arzneimittelversorgung nicht möglich“, betont er.
„Ich bin Apotheker – und ich erlebe jeden Tag, wie unser Beruf und damit die wohnortnahe Arzneimittelversorgung zunehmend unter Druck geraten“, erzählt er. Die wirtschaftlichen Bedingungen machten es den Betrieben immer schwerer, diese wichtige Arbeit fortzuführen.
Seit Jahrzehnten sei das Apothekenhonorar nicht an die Inflation angepasst. Gleichzeitig seien Kosten für Personal, Energie und Miete stark gestiegen. Viele Inhaberinnen und Inhaber könnten das nicht mehr auffangen – in den letzten fünf Jahren hätten mehr als 2000 Apotheken in Deutschland schließen müssen. Laut Abda-Angaben seien inzwischen weniger als 17.000 Apotheken in Betrieb – so wenige wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
„Ich liebe meinen Beruf und möchte ihn auch in Zukunft mit voller Überzeugung ausüben können. Aber ohne faire Rahmenbedingungen wird es bald keine Apotheken ‚um die Ecke‘ mehr geben“, betont er.
Konkret fordert der Apotheker von der Bundesregierung, die Vergütung der Apotheken an die Inflation und die tatsächlichen Kosten anzupassen, die wohnortnahe Versorgung in Stadt und Land zu schützen und die Apotheken als systemrelevanten Bestandteil der Gesundheitsversorgung anzuerkennen.
Aktuell unterstützen bereits rund 570 Personen die Petition. Mehr als 280 Kommentare finden sich bereits auf der Website von OpenPetition. Unter den Unterstützern finden sich offenbar auch Ärzte und Patienten:
„Bin Hausarzt, kenne die Bedeutung der Apotheken für Patienten und auch für die Ärzte“, schreibt ein Unterstützer. „Dank der Apotheke vor Ort sind meine pflegebedürftigen Eltern kompetent und nett versorgt. Darüber bin ich sehr froh und möchte, dass es so bleibt“, ergänzt ein anderer.