In der aktuellen Diskussion um die Zukunft der flächendeckenden Arzneimittelversorgung in Deutschland fordert Klaus Mellis, Inhaber der Mauritius-Apotheke in Krefeld, dass erfahrene PTA künftig eine stärkere Rolle übernehmen dürfen. Er plädiert für neue Qualifikationswege, die praktische Erfahrung und Fachkompetenz besser anerkennen. Außerdem warnt Mellis davor, die hohe Qualität der pharmazeutischen Ausbildung in Deutschland zu gefährden.
Das Thema PTA-Vertretung in den Eckpunkten der Apothekenreform ist unter Inhaber:innen ein heiß diskutiertes Thema. Angesichts der angespannten Personalsituation in vielen Apotheken betont Mellis, dass es wichtig sei, insbesondere die vorhandenen Ressourcen im Team gezielt zu nutzen. „Für mich ist es selbstverständlich, dass auch PTA die Chance haben sollten, beispielsweise nach einem Aufbaustudium, etwas wie ‚partielle Apotheker‘ – sprich ‚PT-Apotheker‘ – werden zu können.“
Er spreche sich für eine Weiterentwicklung des PTA-Berufsbildes aus, „und zwar hin zu einem System, das Erfahrung, Verantwortung und Qualifikation besser verzahnt“, betont Mellis. „Langjährig tätige PTA könnten durch gezielte Zusatzqualifikationen erweiterte Aufgaben übernehmen, natürlich stets unter der Leitung einer approbierten Apothekerin oder eines approbierten Apothekers“, sagt er.
So können „altgediente Kräfte“ mit jahrelanger Erfahrung „auf jeden Fall das von Nina Warken neu geforderte Niveau erreichen“, erklärt Mellis. „Der Beruf der PTA sollte demnach nicht als Ersatz, sondern als qualifizierte Ergänzung verstanden werden, die das Apothekenteam stärkt und entlastet.“
Darüber hinaus sehe er in der Diskussion um neue Berufsmodelle auch eine Chance, das Pharmaziestudium hierzulande langfristig attraktiver zu halten. „Wer sich in Deutschland für den Weg über drei Staatsexamina und ein anspruchsvolles Praktisches Jahr entscheidet, müsste auch künftig erleben, dass sich dieser Einsatz lohnt – in Anerkennung, Verantwortung und Perspektive“, macht er klar. „Es muss eine Lösung gefunden werden, die die Wertigkeit unseres Pharmaziestudiums dokumentiert.“
Mellis betont: „Es muss festgestellt werden, dass ein in Deutschland ausgebildeter Apotheker noch andere als die bei nicht EU-Apothekern rein anerkannten Kenntnisse mitbringt.“ Das sei gar keine Disqualifikation, sagt er und bezieht sich dabei vor allem auf die Praxis: „Ich habe es selbst erlebt, dass es schwierig ist, nach sechs Monaten Sprachkurs und einem kurzen Apothekenpraktikum in der Lage zu sein, in einem Beratungsgespräch über ein sensibles Gesundheitsthema, die geschilderten Probleme zu erfassen“, erklärt er.
Der Inhaber fragt: „Glaubt jemand, dass ein partieller Apotheker auf C1-Sprachniveau, in einer Diskussion mit einem Arzt, einer Medizinischen Fachangestellten oder Krankenkassenmitarbeitern am Telefon eine Lösung finden wird, oder gar einen erklärenden Brief an eine Institution formulieren kann?“
Die Balance zwischen beruflicher Durchlässigkeit, Sicherung von Qualitätsstandards und Erhalt der Attraktivität des Pharmaziestudiums sei entscheidend, um das Apothekenwesen zukunftsfähig zu gestalten. „Ein Qualitäts- und Preis-Dumping durch nicht EU-Pharmazeuten im ambulanten Sektor sollte meiner Meinung nach verhindert werden, damit wir nicht in Verhältnisse rutschen, wie sie bei der ambulanten Versorgung in Großbritannien existieren“, so Mellis.
Er plädiert für neue Qualifikationswege: „Die praktische Erfahrung und Fachkompetenz von Menschen aus dem Ausland sollte spezifischer anerkannt werden – ohne die hohe Qualität der pharmazeutischen Ausbildung an unseren Universitäten in Deutschland zu gefährden.“