Apotheken entlasten – aber wie? APOTHEKE ADHOC und NUR MAL SO ZUM WISSEN sammeln Apothekerideen für die Apothekenreform. Inhaberin Dr. Petra Schneider aus Berlin plädiert für mehr Handlungsspielraum, „mindestens so viel, wie wir zu Coronazeiten hatten“. Gerade in puncto Entlassrezepte und Aut Idem könnte das den Apothekenalltag deutlich entlasten, betont sie.
Die Abschaffung von Rabattverträgen halte Schneider zwar für „völlig illusorisch“ – „daran halten die Krankenkassen fest, aber wenn die nicht wären, hätten wir es deutlich leichter“. Aber es gebe andere realistische Vereinfachungsmöglichkeiten: „Die Regelungen mit Aut-Idem-Kennzeichnungen sollte wieder telefonisch möglich sein“, fordert die Apothekerin. Nicht nur Rücksprachen mit Praxen und Neuausstellungen kosteten viel Zeit, auch Nichtlieferbarkeiten oder schlicht die Tatsache, dass „der Kunde sagt, er möchte das Präparat eigentlich gar nicht haben“.
Trotzdem müsse die Verordnung dann geändert werden – so auch zum Beispiel im Bereich Teststreifen. Gerade in Bezug mit bestimmten Kostenträgern könnten dann einzelne Warengruppen nicht abgerechnet werden. „Auch dann müssen wir wieder Kontakt mit der Praxis aufnehmen.“ Ihrer Erfahrung nach wissen gerade Diabetolog:innen nicht, dass sie Kreuze setzen müssten. „Das sind so Zusatzaufgaben, die wir im Alltag bewältigen müssen und die viel Zeit kosten.“
Einen ähnlich hohen Aufwand brächten Entlassrezepte mit sich. „Unter Corona konnten wir wenigstens größere Packungen abgeben. Jetzt dürfen wir wieder nur die kleinsten Packungen abgeben.“
Das sei unschön für den Patienten und die Apotheke: „Wir wollen versorgen. Der Patient wird freitags entlassen, bekommt eine Zehnerpackung verordnet und soll acht Tabletten am Tag nehmen. Wie soll er jemals über das Wochenende kommen?“ Im Endeffekt bestehe bei beiden Beispielen eine Retaxgefahr; Zeitaufwand und finanzielle Aspekte seien inklusive.
Nicht unter den Tisch fallen darf laut Schneider der hohe Beratungsaufwand bei den Patient:innen. „Viele Fälle können sie nicht nachvollziehen – wie auch? Sie wollen einfach versorgt werden.“ Ein gutes Beispiel dafür seien Signaturen von Ärztinnen. Während die einen sofort signieren gelingt anderen dies nur sporadisch. Sachverhalte wie diese „verstärken den Beratungsbedarf in Bereichen, die eigentlich keinen Beratungsbedarf haben.“
Da sei es kein Wunder, dass gerade junge Kund:innen irgendwann zu den Versendern abwandern. „Wenn die dann drei, vier Mal kommen und das E-Rezept ist noch immer nicht freigeschaltet, dann überlegen sie vielleicht doch, bei Shop Apotheke und Co. zu bestellen – auch, wenn die Apotheke vor Ort im Endeffekt schneller bleibt.“
Ihre weiteren Vorschläge sind:
APOTHEKE ADHOC und NUR MAL SO ZUM WISSEN suchen Ideen von Apothekerinnen und Apothekern, wie man sich in der aktuellen Situation aufstellt und was die Politik tun kann, um die Betriebe zu entlasten. Einreichungen können an redaktion(@)apotheke-adhoc.de geschickt werden.