Approbierte auf Wanderschaft

Vertretungsapothekerin: PTA als Konkurrenz?

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Berlin -

Apothekenvertretungen sind weiterhin stark gesucht und immer mehr Approbierte entscheiden sich für eine Arbeit ohne Festanstellung. Das ist der Eindruck von Nadina Martins. Die Approbierte pendelt seit 2018 zwischen Deutschland und Portugal und ist gerade wieder in Frankfurt am Main im Dienst. „Ich habe immer noch so viele Anfragen wie sonst“, sagt die 35-Jährige. Dass PTA mit Blick auf die geplante Vertretungsmöglichkeit eine neue Konkurrenz werden, könnte mit der Apothekenreform eintreten. Generell sei die Aushilfstätigkeit immer begehrter. Junge Kolleginnen und Kollegen interessierten sich immer mehr für die Arbeit als „Apotheker auf Wanderschaft“. 

 

Martins Terminkalender ist voll. Die Apothekerin ist gut gebucht und springt als Chefvertretung ein oder wird gerufen, wenn Approbierte im Betrieb fehlen. Gründe seien Krankheitsfälle, Elternzeit oder Urlaub der Inhaberinnen und Inhaber. Gerade ist sie bei einem Stammkunden, der Apotheke in Hessen, in der sie ihre Selbstständigkeit als Apothekerin begann.

Die Apothekerin pendelt oft wochenweise zwischen den Betrieben, manche Einsätze sind auch kürzer oder länger. Nur einen längeren Bedarf deckt sie nicht ab, da sie in Portugal lebt. „Ein mehrmonatiger Einsatz wie eine komplette Schwangerschaftsvertretung lässt sich mit meinem Leben nicht vereinbaren.“ Auch Anfragen, als Festangestellte ins Team einzusteigen, gebe es immer wieder.

Apothekerin lebt in Portugal

Doch Martins hat sich in Südeuropa ihren Lebensmittelpunkt eingerichtet. Dort als Apothekerin zu arbeiten, sei wegen der Arbeitsbedingungen aber weniger attraktiv als in Deutschland. Für Vertretungen gebe es keine Nachfrage, da wie in andere Branchen in dem Land Vollbeschäftigung herrsche.

Die Tätigkeit als Vertretungsapothekerin oder des Vertretungsapotheker wird von immer mehr deutschen Kolleginnen und Kollegen ausgeübt. „Es gibt die Tendenz, dass vor allem jüngere danach streben, um flexibler und eigenständiger arbeiten zu können und finanziell besser dazustehen.“ Auch ältere Apothekerinnen und Apotheker, die beispielsweise ihren Betrieb geschlossen haben, springen mitunter bei Kolleginnen und Kollegen ein.

Festanstellung weniger gefragt

Als Folge erwartet Martins, dass es künftig immer weniger festangestellte Approbierte geben wird. Dies zeige sich bereits in einigen Betrieben. „Ich bin zum Teil in Apotheken, in denen mehrere Vertretungsapotheker und Vertretungs-PTA arbeiten. Da wird alles gebucht, was geht.“

Viele Inhaberinnen und Inhaber kalkulierten bewusst mit den Arbeitskräften auf Zeit, so Martins. „Ich höre immer wieder, dass mit Vertretungen Geld gespart wird, auch wenn die Stundenlöhne höher sind. Sie sind im Endeffekt günstiger, weil die Sozialabgaben wegfallen und keine Krankheitsausfälle anfallen.“

PTA als Konkurrenz

Eine neue Konkurrenz durch PTA könnte wegen der geplanten Vertretungsmöglichkeit entstehen „Klar, das geht einem durch den Kopf und wenn es wirklich kommt, sind die Vertretungsapotheker die ersten, die es zu spüren bekommen.“ Bislang ist in der Reform von 20 Tagen für weitergebildete PTA die Rede.

Martins Eindruck ist außerdem, dass es den Chefinnen und Chefs oft darum geht, „mit der Vertretung nur die Approbation im Betrieb abzudecken“. Wenn PTA in diese Lücke springen sollten dürften, seien für diese Fälle künftig keine Apothekerinnen oder Apotheker mehr nötig. Allerdings gebe es generell einen Fachkräftemangel, der Apothekerinnen und Apotheker sowie PTA betrifft.

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