Kreislauf, Blutdruck & Co.

Verhalten bei Impfreaktionen

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Berlin -

Es kommt nicht oft vor, dass Personen auf eine Impfung eine Sofortreaktion zeigen. Doch sollte es dennoch zum Blutdruckabfall, Übelkeit oder sonstigen Symptomen kommen, ist es wichtig, schnell und richtig zu reagieren.

Laut Ropbert-Koch-Institut (RKI) liegt die Häufigkeit eines anaphylaktischen Schocks nach der Impfung mit einem der aktuell zugelassenen Corona-Impfstoffe bei 0,4 bis 11,8 pro 1 Million Impfdosen.

Als anaphylaktischen Schock bezeichnet man die Maximalreaktion des Körpers auf einen Stoff, der nicht vertragen wird. Auch nach der Corona-Impfung kann es zu solch einer Reaktion kommen. Diese tritt meist sehr zeitnah nach dem Kontakt zum Allergen auf. Die empfohlenen 15 Minuten Wartezeit nach der Corona-Schutzimpfung in Impfzentren und Arztpraxen reichen häufig aus, um den Beginn einer allergische Sofortreaktion zu bemerken.

Doch was muss eigentlich geschehen, wenn der/die Apotheker:in bemerkt, dass es dem Impfling zusehends schlechter geht? Wie verhalten sich Ärzt:innen in solchen Fällen? „Wichtig zur Beurteilung der medizinischen Situation des Patienten ist die Bewertung des Herz-Kreislauf-Systems und der Atemwege. Daher ist die Messung von Puls und Blutdruck und die Beurteilung der Atmungsfunktion wichtig“, erläutert Professor Dr. Ludger Klimek, Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AeDA).

Der AeDA empfiehlt folgende Schritte:

  • Prüfung von Lebenszeichen (spontane Bewegung und Atmung)
  • Beurteilung von Puls und Blutdruck (Stärke, Frequenz, Regelmäßigkeit)
  • Beurteilung der Atmung (Sprechdyspnoe, inspiratorischer oder exspiratorischer Stridor, Giemen; optional: Auskultation, Bestimmung des „Peak flow“ mittels mechanischem Peakflow-Meter, Pulsoximetrie).
  • Inspektion leicht einsehbarer Hautareale sowie der Schleimhäute
  • Erfragen weiterer Beschwerden (Übelkeit, Brechreiz, Kopfschmerzen, thorakales Druckgefühl, Sehstörung, Pruritus)
  • Erfragen bekannter Allergien

Notarzt immer richtig

Das Rufen eines Notarztes wird – unabhängig davon, wo der anaphylaktische Schock auftritt – immer empfohlen. „Das es bei einem anaphylaktischen Schock immer eine biphasische Reaktion geben kann, sollte auch nach Erstversorgung ein Notarzt gerufen werden“, erklärt Klimek. Unter einer biphasischen Reaktion versteht man das erneute Auftreten von Symptomen bis zu 24 Stunden nach der ursprünglichen Reaktion.

In Arztpraxen dürfen nicht nur Approbierte einen Adrenalin-Pen verabreichen. „Ein Adrenalin-Autoinjektor darf auch von einer Medizinischen Fachangestellten verabreicht werden – im Notfall ist sogar jeder zur Leistung von Erster Hilfe verpflichtet.“ Sollte solch ein Präparat ohne bestehenden anaphylaktischen Schock verabreicht werden, beispielsweise, weil der Zustand des/der Patient:in falsch gedeutet wird, so kommt es in den allermeisten Fällen nicht zu Komplikationen. Eine Ausnahme bilden kardiovaskulär-vorerkrankte Impflinge: „Adrenalin kann bei kardiovaskulär erkrankten Patienten zu Gefäßspasmen, ggfls. bis zum Infarkt führen. Im Regelfall ist jedoch in der Notfallsituation der Anaphylaxie die Gabe des Adrenalinpens immer sinnvoll.“

Für die bevorstehenden Impfungen in Apotheken empfiehlt der Verband eine Notfallausrüstung: „Das Wichtigste ist, auf eine Anaphylaxie vorbereitet zu sein. Als Mindestausstattung sollte ein Notfallset verordnet sein, bestehend aus einem Adrenalin-Autoinjektor, einem oralen Antihistaminikum und Kortikoid sowie einem Asthma-Spray (zum Beispiel Salbutamol). In Deutschland sind mehrere Modelle von Adrenalin-Autoinjektoren zugelassen.

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