Gestiegene Kosten belasten die Apotheken – für viele Betriebe sind die zusätzlichen Belastungen finanziell kaum zu stemmen. Auch Easy-Apotheker Markus Vivell leidet unter den höheren Ausgaben. Ein Grund für die Insolvenz sind jedoch „Altlasten“, wie der 53-Jährige sagt. Mit einer Apotheke in einem Bahnhof und einer Neueröffnung in Pandemiezeiten rächen sich bei ihm jetzt die Corona-Spätfolgen. Beide Apotheken sind vorerst geschlossen.
Vivell öffnete 2010 im Freiburger Hauptbahnhof seine erste Easy-Apotheke. Führungserfahrungen hatte der Approbierte bereits, da er die väterliche Apotheke übernommen hatte. Der Standort lief gut und mit dem Franchise war er zufrieden. „Von dem Konzept war ich direkt begeistert“, sagt er. Seine Begeisterung für die Selbstständigkeit war so groß, dass er bereits die nächste Filiale plante.
Doch dann kam die Pandemie, die ihn wie viele andere Kolleginnen und Kollegen in Bahnhöfen oder Innenstadtlagen besonders hart traf. „Es war schwierig, da viele Pendler und Touristen gefehlt haben“, sagt Vivell. An Geschäftsideen mangelte es ihm nicht und er stellte in Apothekennähe einen Automaten auf. Dort konnten Kundinnen und Kunden in Coronazeiten unkompliziert Masken und Schnelltests kaufen. Als die Pandemie zu Ende war, wurde das Gerät abmontiert.
2021 öffnete seine zweite Easy-Apotheke, dafür gab er die väterliche Apotheke auf. Doch auch hier ließ die Kundenzahl zu Beginn zu wünschen übrig. Aldi sei später als angekündigt in das Areal eingezogen und es habe ein versprochener Frequenzbringer gefehlt. Doch es ging auch wieder bergauf: Die Filiale in den Westarkaden entwickelte sich langsam immer besser und auch die Apotheke im Hauptbahnhof gewann nach Corona wieder.
„Theoretisch ist die Entwicklung in beiden Apotheken mittlerweile wieder recht gut“, sagt er. Immerhin erwirtschafteten beide Standorte zusammen zwischen 7 und 8 Millionen Euro Umsatz. „Aber es sind die Altlasten, Zins und Tilgung waren zu hoch“, erklärt er einen Grund für die Insolvenz. Dazu kämen die gestiegenen Kosten.
Seit dem 19. November sind beide Apotheken geschlossen. Wie es mit ihm und seinen Betrieben weitergeht, wird derzeit mit der vorläufigen Insolvenzverwalterin besprochen. „Wir können vielleicht wieder öffnen, es ist noch nicht final geschlossen“, sagt er zuversichtlich. Aktuell habe der Großhandel einen Eigentumsvorbehalt angemeldet. Die Schulden seien „sehr hoch, es sind keine 100.000 Euro“. Aktuell liefen die Gespräche mit Sanacorp, Phoenix und Alliance Healthcare. „Es hängt alles vom Großhandel ab, ob wir wieder öffnen können. Manche signalisieren Bereitschaft.“ Dann käme ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung in Frage.
Bei Easy will er bleiben. „Es ist nicht am Konzept gescheitert“, sagt Vivell. Die Systemzentrale in Düsseldorf steht ihm „beratend“ zur Seite, wie eine Unternehmenssprecherin sagt. „Inwieweit eine Fortführung möglich ist oder ob der Verkauf schneller realisierbar sein wird, befindet sich derzeit in Abstimmung. Unser gemeinsames Ziel ist in jedem Fall eine stabile und zukunftsorientierte Lösung.“ Der Standort in Freiburg habe Potenzial. Er bestehe seit mehreren Jahren als Easy-Apotheke und habe sich in dieser Zeit zu einer beliebten Anlaufstelle für Kundinnen und Kunden entwickelt. „Insolvenzen können immer sehr individuelle Ursachen haben, die von persönlichen, finanziellen oder organisatorischen Faktoren geprägt sind.“
Aktuell steht Vivell unter Strom. „Jeder will etwas von mir“, sagt er. Und natürlich schwingt auch viel Wehmut mit. „Wenn man so lange Apotheken führt und dann schließen muss, ist es schon etwas traurig und ich bin etwas enttäuscht.“