Apotheker Andreas Grünebaum setzt für mehr Personal alle Hebel in Bewegung. Der Inhaber betreibt gemeinsam mit seiner Frau drei Easy-Apotheken in Hessen und verzweifelt an der Arbeitserlaubnis des Hessischen Landesamts für Gesundheit und Pflege (HLfGP) für eine Pharmazeutin aus Syrien. Selbst eine Vollmacht brachte die Behörde nicht dazu, ihm zu antworten.
Fatima Zakkar wartet seit langer Zeit auf die Anerkennung ihrer Ausbildung, um voll im Betrieb der Grünebaums einsteigen zu können. „Leider kommen wir hier mit der Behörde nicht voran. Unsere syrische Apothekerin wartet nunmehr von Nachreichung der angeforderten Unterlagen seit dreieinhalb Jahren auf die Bearbeitung ihres Antrags“, sagt Grünebaum.
Der Apotheker ließ sich extra eine Vollmacht ausstellen und fragte im Juli selbst beim HLfGP nach. „Bitte teilen Sie uns den Stand der Bearbeitung mit“, schrieb er an die Behörde. Die 36-Jährige habe bereits 2022 ihre Originalunterlagen bei ihrer Vorgängerbehörde eingereicht. „Ebenfalls hat sie bereits erfolgreich ihre Fachsprachenprüfung abgelegt.“ Sie sei „intensiv vorbereitet und wartet vergeblich auf einen Bescheid des HLfGP“, klagt der Apotheker.
Doch eine Antwort steht nach wie vor aus. Es gebe keine weitere Rückmeldung. „Es steht die Vermutung im Raum, dass die Bearbeitung nach Wechsel der Zuständigkeit der Behörde ins Stocken geraten ist oder schlimmstenfalls die Originaldokumente unserer syrischen Apothekerin im Behördendschungel untergegangen sind.“
Auch wenn die Personalnot etwas eingedämmt werden konnte, „würden uns aber freuen, eine solch empathische Kollegin, welche auch im Kundenkreis sehr beliebt ist, dauerhaft im Team aufnehmen zu können“, sagt er. Denn mit Blick auf die Teamentwicklung sie klar, dass langjährige Mitarbeiter in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen werden.
Beim Landesamt betonte man Mitte Juni, dass die Gewinnung von Fachkräften für den hessischen Gesundheitssektor ein großes Anliegen sei. „Die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hessischen Landesamt für Gesundheit und Pflege arbeiten mit Nachdruck daran, alle Anträge so zügig wie möglich zu bearbeiten“, so die Sprecherin. Die Bearbeitungsdauer von Anträgen könne jedoch variieren, da jeder Fall individuelle Besonderheiten aufweise. Dem HLfGP zufolge befinden sich in Hessen bis dato 185 Anträge in der Bearbeitung.
Dass Apothekerinnen und Apotheker aus dem Nicht-EU-Ausland so lange warten, kommt immer wieder vor: Nach knapp zwei Jahren verlor Fatma Balla die Geduld. Ihre italienische Approbation erhielt sie im Dezember 2022, doch in Deutschland stellte man ihr die Urkunde nicht aus. Mittlerweile hat sie der öffentlichen Apotheke den Rücken gekehrt und ist in die pharmazeutische Industrie abgewandert. Es gab auch Anwärter, die wieder ausreisen mussten, weil die Behörden nicht schnell genug reagierten.