Vandalismus, Einbrüche, Raubüberfälle: Kaum ein Tag der vergangenen Wochen kam ohne eine Schreckensmeldung aus der Apothekenlandschaft aus. Grund genug für einen Inhaber aus dem schleswig-holsteinischen Zweisimmen, um explizite Vorkehrungen zu treffen.
Gerhard Pfeiffenschneider-Scholz ist Apotheker in fünfter Generation. Seit jeher ist die Pharmazeutendynastie aus Schleswig-Holstein für fachliche Expertise und technische Innovation in der Region bekannt. „Als ich von den kriminellen Machenschaften auf Apotheken in der Umgebung las“, flüstert der 41-jährige Inhaber während eines TikTok-Livestreams in seine Handykamera, „wusste ich, dass ich selbst etwas tun muss. Gestern war die Einhorn-Apotheke im Nachbarort dran – heute Nacht vielleicht ich.“
Aber ganz von vorne: Zum heutigen Notdienst – sein Approbierter hatte die Tagschicht übernommen – reiste Pfeiffenschneider-Scholz mit einem kleinen Handwagen an. Der war vollgepackt mit allerlei Utensilien: Abgelaufene Feuerlöscher, alte Weihnachtskugeln, die ausrangierte Kuhsaugglocke seines Nachbarn Jörg und ein WLAN-kompatibles Überwachungssystem, um nur die Highlights zu nennen.
Nachdem er alles in bester Kevin-allein-zu-Haus-Manier installiert hatte, verschanzte sich der Inhaber unter seiner Notdienstcouch und startete den Livestream auf TikTok. Sollte sein Vorhaben gelingen, würde er mitunter nicht nur viral gehen, sondern Kolleginnen und Kollegen auch direkt eine Hilfe zur Selbsthilfe live präsentieren können.
Drei versteckte Mini-Kameras sind auf den Seiteneingang samt Notdienstklappe gerichtet und zeichnen das Geschehen auf. Dafür hat Pfeiffenschneider-Scholz nicht nur Leerverpackungen in der Sichtwahl präpariert, sondern auch dem Nikolaus aus der Weihnachtsdeko ein neues Auge verpasst.
Es dauert nicht lange, da lugt eine finstere Gestalt durch das Schaufenster. „Vielleicht nur ein Kunde“ wispert der Apotheker zu seiner Zuschauerschaft. Aber: Die Notdienstklingel bleibt stumm. Kurz darauf scheint sich der Unbekannte an der Notdienstklappe zu betätigen. „Da bekommt er gleich eine gewischt“ murmelt der Apotheker und tatsächlich: Auf der Kamera ist deutlich zu sehen, wie der Einbrecher zurückschreckt. Aber noch gibt er nicht auf. An der Tür rüttelt der vermeintliche Verbrecher allerdings nur kurz; Pfeiffenschneider-Scholz hat mit einer komplizierten Konstruktion die Klinke erhitzt.
Kurz scheint Ruhe eingekehrt zu sein – aber dann zückt der Gangster doch das Brecheisen. „Jetzt kann er was erleben!“, kommentiert der Inhaber im Livestream. Der Einbrecher rammt die Tür auf, doch kaum hat er den ersten Schritt getan, greift ihn die gewaltige Saugglocke wie ein unsichtbarer Strudel und zieht ihn in die Apotheke. Er stolpert quer durch den Raum, als sich über ihm eine Flasche Jod ergießt und ihn von Kopf bis Fuß besudelt. Dunkelrote Tropfen färben Kleidung und Haare, jeder seiner panischen Schritte hinterlässt glühende Spuren auf dem Boden. In seinem taumelnden Fluchtversuch tritt er in eine klebrige Pfütze aus Dexpanthenol, die ihn stocken lässt.
Beim verzweifelten Versuch sich loszureißen zieht er ein Regal mit sich um, das eine Lawine aus leeren Kapselhüllen und feinem Siliziumstaub ausschüttet. Plötzlich steht er inmitten eines absurden „geteert und gefedert“-Parcours: klebrig, pudrig, federleicht von der Staubwolke umhüllt.
Der Ruck des Regals setzt außerdem einen Dominoeffekt in Gang: Ein Draht zieht sich zurück und kippt eine Waagschale an, in der eine Mischung aus Kaliumnitrat und Glycerol liegt. Zunächst passiert scheinbar nichts, doch nach einigen Sekunden beginnt die Mischung zu qualmen. Kleine Flämmchen schlagen hoch. Der Impuls genügt, um die Halterung eines Feuerlöschers zum Bersten zu bringen. Gleichzeitig reißt der zurückschlagende Metallarm einen Behälter mit Bärlappsporen um. Ein versteckter Föhn wirbelt die Sporen auf, die sich zu einer feinen, schwebenden Wolke verbinden. Als die Stichflamme die Sporen erreicht, flackert ein kurzer, heller Feuerstoß durch den Raum. Der Feuerlöscher prustet los, presst den Einbrecher frontal in Schaumwolken und lässt ihn zurück auf Glasscherben fallen.
Dabei tritt er allerdings in eine Fußschlinge, die eine weitere federbelastete Vorrichtung auslöst. Eine umfunktionierte Tennisballmaschine feuert daraufhin Badekugeln ab, die beim Aufprall explodieren, Duft und Schaum freisetzen, während ein Desinfektionsmittelspender einen stechenden Strahl direkt in die Augen des Gangsters sprüht.
Blind, klebrig, schaumüberzogen und leicht angekokelt taumelt er ins Finale: Auf Schienen rast ein ultraleichtes Halloween-Skelett im weißen Kittel auf ihn zu. Der Schreck treibt ihn rückwärts in einen Wäschewagen, der sofort durch die offene Tür hinausrollt. Draußen prallt er gegen den Bordstein, rutscht zwischen Blumenkübel und Straßenlaterne und kommt schließlich zum Stehen, während Polizei und Feuerwehr bereits vor Ort sind.
„Ausweis bitte“, sagt eine der Polizistinnen nüchtern, während es der Einbrecher noch nicht so richtig verstanden zu haben scheint, was gerade passiert ist. „Und so“ schließt Pfeiffenschneider-Scholz, der alles mitgefilmt hat und in der Eingangstür seiner Apotheke das furiose Finale seiner genialen Vorführung im Livestream kommentiert, „genau so fängt man einen Einbrecher.“
Beim niederländischen Versender DocMorris in Heerlen entdeckte ein Angestellter per Zufall eine versteckte Kamera in einem Mülleimer. Schockiert berichtete er dem Betriebsrat davon. Beim Konzern rechtfertigt man das Vorgehen. Außerdem hat die Polizei in Frankfurt am Main eine Apotheke geschlossen. Dies geschah auf Anordnung des Hessischen Landesamts für Gesundheit und Pflege (HLfGP). Zuvor war der Betrieb bereits wegen unzuverlässiger Öffnungszeiten aufgefallen.
Sowohl in der Politik als auch bei vielen Leistungserbringern wird die elektronische Patientenakte (ePA) als Meilenstein der Digitalisierung im Gesundheitswesen betrachtet. Im Praxisalltag bietet sie laut Hartmannbund derzeit kaum Vorteile. „So wird die ePA ein Datenfriedhof, der weder in der Versorgung noch in der Forschung wirklich genutzt werden kann“, erklärte in dieser Woche Dr. Moritz Völker.
In diesem Sinne: Ein schönes Wochenende!
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