Seit einem halben Jahr ist Steffen Hauptmeier nicht mehr der Chef in der Apotheke. Der 46-Jährige schloss seinen Betrieb und ist seit Februar ein angestellter Approbierter. „Die Pro’s überwiegen“, sagt er. Auch wenn er in manchen Momenten an seinen alten Betrieb denkt, ist er gut im neuen Team angekommen – ohne die Verantwortung der Selbstständigkeit.
Hauptmeier übernahm die 1950 gegründete Schwanen-Apotheke in Bielefeld-Senne Anfang 2012 von seinem Vater, der sie vor 21 Jahren gekauft hatte. Doch die Aussichten waren zuletzt schlecht. Das Betriebsergebnis war nicht hoch genug, um eine weitere Apothekerin oder einen weiteren Apotheker einzustellen. Mit einem Umsatz von etwa 1,7 Millionen Euro fand er keinen Käufer und schloss Ende 2024.
Gleichzeitig sicherte er sich bereits im vergangenen Jahr eine neue berufliche Perspektive. Er unterschrieb einen Vertrag bei Dr. Olaf Elsner in Gütersloh und arbeitet seit Februar als Approbierter in der Fuchs-Apotheke. Dass er nicht mehr selbst der Chef ist, sei in Ordnung, sagt er – und sieht die Vorteile: „Man trägt nicht mehr so viel Verantwortung und vieles ist aus dem Kopf raus, was mich täglich umgetrieben hat wie Finanzen, die Perspektive, Verträge und Versicherungen und deren Laufzeiten, die EDV. Alles, was einen neben der Versorgung der Patienten noch zusätzlich beschäftigt.“
Der Apotheker freut sich, dass er ein so gutes neues Team gefunden hat. Mit dem Filialleiter versteht er sich gut. „Er ist ein super Typ.“ Und auch die PTA und PKA passten. „Ich habe es sehr gut getroffen. Denn das Team lernt man erst nach einigen Wochen oder Monaten richtig kennen.“ Ein Vorteil dabei sei, dass er selbst einmal Chef gewesen ist und deshalb einen anderen Blick auf Teamfähigkeit habe.

Eine strenge Hierarchie gebe es in der Fuchs-Apotheke in dem Sinne nicht. „Manchmal denke ich mir natürlich, das würde ich anders machen. Aber es geht auch so.“ Ein klarer Vorteil sei die neue finanzielle Situation: „Jetzt weiß am Jahresanfang, was am Jahresende unterm Strich stehen bleibt.“ Das sei vorher nicht so gewesen. „Meine Einkünfte sind jetzt sicher“, sagt er.
Zudem arbeite er für einen Apothekenverbund mit vier Betrieben. Auch wenn er 90 Prozent seiner Zeit in der einen Apotheke verbringt, lerne er viel von den anderen dazu. Außerdem gebe es Aufgaben, die er in seiner vorherigen „kleinen Bude“ nie so hätte machen können wie etwa im Bereich Heim- oder Praxisversorgung. „Das Spektrum hat sich erweitert.“
Die väterliche Apotheke vermisst er mitunter manchmal schon. „Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu meinen Kunden.“ Dass er jetzt nicht mehr bei allen Stammkundinnen und -kunden mitbekomme, wie es weitergehe, sei ein Nachteil. „Manchmal erfahre ich das dann in der Zeitung auf der letzten Seite.“ Dennoch freut er sich, dass viele ihm in den neuen Betrieb gefolgt seien. „Meine Kollegen sagen, ich hätte einen kleinen Fan-Club mitgebracht.“ Den Wunsch, wieder selbst eine Apotheke zu führen, spürt er bisher nicht.