Diskriminierung in der Apotheke

Kein Job für PTA: Weil er ein Mann ist

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Berlin -

Noch immer gibt es Berufe, in denen die Geschlechterrolle deutlich aufgeteilt ist. Männer dominieren Handwerk und Industrie, Frauen sind im vor allem im kaufmännischen Bereich und im Dienstleistungssektor tätig. Auch in Apotheken arbeiten besonders viele weibliche Angestellte – besonders unter den PTA. 2020 lag der Frauenanteil bei 96,8 Prozent. Für manch männlichen Kollegen ist es mitunter schwer, sich im Team zu behaupten – oder überhaupt reinzukommen.

Für PTA Max Reupold* stand ein Betriebswechsel an. Er bewarb sich in verschiedenen Apotheken. Seit seiner Ausbildung war er es gewohnt, sich als Mann in einer Frauendomäne zu behaupten. Der hohe weibliche Anteil im Team macht ihm nichts aus. Die Arbeit in der Apotheke vor Ort bereite ihm Freude. Dass er ab und an – alleine aufgrund seines Geschlechts – für den Chef gehalten werde, sei für ihn nicht relevant.

Anders für manche Kolleginnen. Denn während der Stellensuche erhielt er eine Absage mit einem speziellen Grund. „Nach dem Bewerbungsgespräch hat mir der Inhaber gesagt, dass er mich nicht nehmen kann, weil seine Angestellten nicht mit einem Mann zusammenarbeiten wollen.“ Die Nachricht habe ihn schon überrascht und etwas geschockt. So eine Art von Diskriminierung habe er zuvor und seitdem nicht erfahren.

Benachteiligung wegen Geschlecht verboten

Das rein weibliche Team in der Apotheke habe keine Lust gehabt, einen weiteren „Hahn im Korb“ außer dem Chef aufzunehmen. Grund sei vor allem gewesen, dass Kund:innen den PTA für den Inhaber halten könnten. Tatsächlich handelte der Inhaber mit dieser Absage gesetzeswidrig: Denn dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) zufolge dürfen Beschäftigte unter anderem nicht wegen ihres Geschlechts benachteiligt werden. Bei einem Verstoß gegen das Benachteiligungsverbot sei der Arbeitgeber verpflichtet, den hierdurch entstandenen Schaden zu ersetzen. Für Reupold ist die Sache dagegen mittlerweile fast vergessen, er ist in einer anderen Vor-Ort-Apotheke tätig und arbeitet dort ebenfalls nur mit Frauen zusammen – ohne diskriminiert zu werden.

Von den rund 160.000 Beschäftigten in öffentlichen Apotheken waren 2020 etwa 68.800 PTA. Sie machen vor den Approbierten die größte Berufsgruppe in der Offizin aus. Auch unter den knapp 53.000 Apotheker:innen ist der Frauenanteil mit 73,3 Prozent hoch. Die meisten Frauen in der Apotheke sind jedoch als PKA tätig: Von den rund 32.400 PKA sind 98,1 Prozent weiblich. Die Frauenanteile in den einzelnen Berufsgruppen haben sich laut dem Statistischen Bundesamt seit An­fang der neun­ziger Jahre insgesamt nur wenig verändert. Mit der frauen- und männer­typi­schen Berufswahl seien häufig Unterschiede im Verdienst und in den Karriere­ver­läu­fen verknüpft.

*Name von der Redaktion geändert

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