Kooperation mit Gesundheitskiosk denkbar

Gesundheitsmarkt: „Die Versender kommen hier nicht hin“

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Berlin -

Seit knapp vier Monaten betreibt Apothekerin Jessyca Martin im thüringischen Dorf Lengenfeld unterm Stein ihren Gesundheitsmarkt. Der Zulauf hält sich in Grenzen – das mache die Institution aber nicht unwichtiger, sagt sie.

„Die Leute vor Ort sind sehr froh, dass wir uns etabliert haben. Viele kommen, um ihre E-Rezepte einzulösen“, sagt Martin. Diese werden dann via CardLink an ihre Eichsfeld-Apotheke im benachbarten Heyerode gesendet und beliefert. „Das ist auch noch der hauptsächliche Umsatz des Gesundheitsmarkts. Dass andere Waren gekauft werden, das hält sich noch in Grenzen“, sagt sie. Bislang nehmen vor allem ältere Menschen dieses Angebot an. „Die Jüngeren sind meistens in der Stadt unterwegs und holen sich ihre Medikamente dann dort“, schätzt Martin.

Ohne Arztpraxis schwierig

Der Zulauf sei also noch ausbaufähig, die Resonanz vor Ort aber durchweg positiv: „Letztes Jahr beim Weihnachtsmarkt haben wir unseren Markt geöffnet, weil das Fest direkt auf dem Platz davor stattgefunden hat. Das ist wirklich sehr gut angekommen.“ Was die Öffnungszeiten betrifft, hat sich der Gesundheitsmarkt an der örtlichen Arztpraxis orientiert: Wir haben Montag und Donnerstag auch nachmittags geöffnet und ansonsten immer nur vormittags bis 13 Uhr.“ Die Apothekerin betont, dass diese Öffnungszeiten auch vollkommen ausreichen, „weil die Leute uns ja immer noch in der Apotheke kontaktieren können, wenn außerhalb der Zeit was ist“. Habe die Arztpraxis geschlossen, ziehe der Gesundheitsmarkt meist mit. „Gerade wenn Urlaubszeit hier in der Apotheke ist, dann brauchen wir das Personal einfach hier“, betont sie.

Bereut habe sie ihre Entscheidung bislang nicht – dabei sei eine Zeitlang nicht klar gewesen, ob der Markt bestand haben könnte. Grund dafür sei die unsichere Lage der einzigen Arztpraxis im Ort gewesen: „Die Praxis ist an das MVZ angegliedert, und die älteren Ärzte gehen jetzt in Rente, gestern war ihr letzter Tag. Die junge Ärztin, die noch da ist, hat sich nicht getraut, die Praxis allein zu übernehmen. Aber der Bürgermeister und das MVZ haben alles getan, um einen zweiten Arzt zu finden. Ohne Praxis hätten wir auch gucken müssen, ob wir uns halten können und wie sich die Kundenfrequenz entwickelt.“

„Wir sind kein Versandhandel“

Negatives Feedback zum Gesundheitsmarkt von Kolleg:innen aus der Umgebung habe es hingegen nicht gegeben: „Der nächste Kollege in Oberdorla, Christoph Zähle, hat ja selber seinen Gesundheitsmarkt. Die anderen hat das jetzt nicht weiter interessiert.“ Bei der Kammer sei sie hingegen „angeeckt“: „Ich weiß nicht, wovor sie Angst haben. Sie argumentieren damit, dass der Versandhandel dann ja auch kommt. Ich aber sage, dass wir kein Versandhandel, sondern ein Vor-Ort-Handel sind.“

Die Apothekerin ist sich sicher: „Die Versender kommen hier nicht hin, die wären schon längst da, wenn es hier etwas zu holen gäbe.“ Gerade die Älteren könnten online gar nicht einkaufen, betont Martin. „Die haben das ja nie gelernt. Die nächste Generation, die kommt, kann das natürlich. Aber die, die jetzt da sind, freuen sich, wenn sie vor Ort noch einmal jemanden zum Sprechen haben.“

Die Idee zum Konzept fußt auf dem ihres ehemaligen Chefs, der ebenfalls zwei Gesundheitsmärkte betreibt. „Hier auf dem Land ist das wirklich eine wichtige Versorgungseinheit. Das ist ja ganz ähnlich zu den Gesundheitskiosken. Ich halte da eine Zusammenarbeit auch für denkbar.“

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