„Freundschaftspreis“ für Aspirin Complex

Berlin -

Aspirin Complex ist Mangelware, die N2 ist defekt. Doch nicht alle Apotheken bekommen die Lieferprobleme von Bayer zu spüren. Einige Kollegen hatten Glück und konnten ihre Vorräte noch rechtzeitig auffüllen – mit der aktuell defekten 20er-Packungsgröße. Pharmazeuten bewerben ihren Bestand stolz bei Facebook oder gewähren „Freundschaftspreise“, die gar keine sind.

Die Herz-Apotheke am Siegbogen in Siegen freut sich über den eigenen Vorrat an Aspirin Complex. Das Kombipräparat sei verfügbar, sagt Chefeinkäufer Stefan Eckardt. „Wir haben uns bedarfsgemäß bevorratet.“ Bereits im Januar habe er eine Großbestellung erhalten. Rund 50 Packungen der 20er-Packungsgröße seien noch auf Lager und über ein Jahr haltbar.

Die Apotheke wirbt auch bei Facebook für das Granulat. „Aspirin Complex derzeit nicht verfügbar? Bei uns schon“, verkündet der Betrieb über das soziale Netzwerk. Auch die 10er-Packungsgröße des Kombipräparates sei erhältlich, so Eckardt. Angesichts der noch schwachen Erkältungssaison sei das Kundeninteresse zurückhaltend. „Wir merken nicht, dass es eine verstärkte Nachfrage gibt“, so Eckardt.

Eine Berliner Apotheke wirbt aktuell sogar im Prospekt für Aspirin Complex. Die 20er-Packung des Grippemittels wird für den „Freundschaftspreis“ von 14,99 Euro angeboten. Was wie ein Schnäppchen daherkommt, ist der Preis, für den die N2-Größe offiziell gelistet ist. Da die Packungsgröße jedoch in den meisten Apotheken gar nicht erhältlich ist, dürfte der „Freundschaftspreis“ treue Verwender nicht abschrecken.

Bayer sagte bereits im Sommer die Bevorratung mit Aspirin Complex ab. Pfiffige Apotheken konnten sich noch eindecken und warben in den vergangenen Wochen immer wieder öffentlich mit ihrem Vorrat. Die Reklame kam an – in der Apotheke im Hauptbahnhof Köln war der Bestand innerhalb eines Tages ausverkauft, weshalb der Betrieb auf Facebook zurückruderte. „Liebe Kundinnen, liebe Kunden, Aspirin Complex ist ausverkauft und der Hersteller meldet noch immer Lieferschwierigkeiten“, schrieb das Team bei Facebook.

Der Leverkusener Konzern passte unterdessen die Herstellung von Aspirin Complex an. In Bitterfeld werden aktuell nur noch die 10er-Packungsgrößen hergestellt. Die Produktion wurde laut Bayer eingeschränkt, um eine möglichst breite Versorgung zu gewährleisten. Apotheken und Großhandel werden laut Bayer wieder mit Aspirin Complex beliefert.

Am Produktionsstandort in Sachsen-Anhalt wird nach wie vor unter Hochdruck an einer Lösung des Problems gearbeitet. Die 20er-Packungsgröße des Grippemittels mit Acetylsalicylsäure und Pseudoephedrin wird es Einschätzungen zufolge in der Erkältungssaison 2018/2019 nicht geben. Offiziell hatte es wegen „Korrektur- und Modernisierungsmaßnahmen“ im Werk in Bitterfeld Ausfälle gegeben. Der Konzern entschuldigte sich sogar auf der Produkt-Website für den Engpass.