Mitarbeiterführung

„Ein Jahresendgespräch ist gar nicht so übel“

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Berlin -

Sobald der Duft von Weihnachtsplätzchen in der Luft liegt, nähern sich für viele Arbeitnehmer die Jahresendgespräche. Ein Trend, der in den USA startete und inzwischen bei vielen Betrieben in Deutschland angekommen ist. Auch in der Filiale von Anja Alchemilla wird am Jahresende inzwischen so einiges reflektiert.

Ach Mensch – wie soll ich das Jahresendgespräch denn jetzt angehen? Anja ist von der Aufgabe, die Gespräche zu führen, nicht begeistert. Sie kennt ihre Mitarbeiter gut, alle duzen sich untereinander, man sieht sich ja ständig im HV – und wenn es etwas zu besprechen gibt, dann wird das sofort erledigt. Doch das Qualitätsmanagement fordert diese Treffen inzwischen, die Ergebnisse werden sogar schriftlich festgehalten.

„Alleine schon dieses Wort Zielvereinbarung liegt mir quer. Wenn ich möchte, dass Sonja mehr Fortbildungen besucht, dann sage ich ihr das einfach. Dafür brauche ich doch kein Jahresendgespräch!“ Anja blickt grummelnd auf den Schulungsplan: „Auf der anderen Seite hat Sonja dieses Jahr tatsächlich nur ziemlich wenige Schulungen gemacht.“

Die neue Kollegin war auch noch nicht bei der Mitarbeiterunterweisung für den richtigen Umgang mit der Apothekensoftware. Im Alltag geht so etwas schnell unter, dabei ist sie inzwischen drei Monate dabei. Anja fällt auf, dass sie dafür aber schon richtig gut mit den Programmen arbeitet. Die „Neue“ ist sehr intuitiv im Umgang – wie sagt man heute so schön? Ein Digital-Native. Sowas kann auch einmal lobend erwähnt werden!

Weiter geht es mit der PKA. Weiß sie eigentlich über die wichtigsten Kennzahlen im Backoffice Bescheid? „Ich sollte einmal mit ihr durchsprechen, was sich vom Bestellverhalten her im nächsten Jahr ändern muss“, denkt sich Anja. Schließlich bekommt die Apotheke einen neuen Großhandel dazu. „Außerdem sollte ich in Ruhe mit ihr über ihre persönliche Situation sprechen.“ Sie ist seit einem halben Jahr alleinerziehend. Vielleicht würde sie ja gerne die Arbeitsstunden aufstocken oder umverteilen.

Und was ist bei Ella zu besprechen? „Ach ja, sie hatte ja angedeutet, dass sie gerne eine Fortbildung zur Phyto-PTA machen würde. Vielleicht wäre ja aber eine Weiterbildung zum Apothekenfachwirt auch interessant für sie.“ Das wäre auch für den Filialverbund nützlich, der Chef hatte das Thema kürzlich aufgegriffen. „Ich kann es ihr ja einmal anbieten – mit einem kleinen Gehaltsbonus verbunden, sagt Ella bestimmt nicht nein.“

Anja bemerkt, dass mit ihren Kollegen doch einiges zu besprechen ist, das sich nicht zwischen Tür und Angel im Tagesgeschäft erledigen lässt. Sie beginnt, eine kleine Checkliste für jeden Mitarbeiter zu entwerfen. Was lief gut in diesem Jahr, was wäre noch zu verbessern und wo können sich beide Seiten unterstützen, um voran zu kommen. Sie denkt auch daran, genügend zeitliche Puffer einzubauen, damit die Vorschläge von Seiten der Kolleginnen ebenfalls berücksichtigt werden. Vielleicht ist so ein Jahresendgespräch doch gar nicht so übel.

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