Die Personalsuche treibt viele Inhaberinnen und Inhaber um. Denn pharmazeutische Fachkräfte sind schwer zu finden. Die Apothekenkooperation Easy unterstützt die Franchise-Partner und fragte auch Beschäftigte in einer umliegenden Apotheke an – zum Missfallen der dortigen Chefs. Der Inhaber der Easy-Apotheke wiederum wusste von dieser Form der Akquise nichts.
Die betroffene Apothekerin ist seit anderthalb Jahren in einer Wolfsburger Apotheke beschäftigt, aktuell als Filialleiterin. Wie viele Kolleginnen und Kollegen ist sie beim Karriereportal Linkedin registriert, besonders aktiv ist sie dort jedoch nicht. Sie informiert lediglich über ihre Kenntnisse und die verschiedenen Stationen nach ihrem Pharmaziestudium in Braunschweig, das sie 2018 beendet hatte.
Einen Hinweis, dass sie aktiv auf Stellensuche ist, gibt es dort nicht. Dennoch erhielt sie unlängst von der Easy-Systemzentrale Nachrichten per LinkedIn. Der Personalsucher fragte etwa zu Beginn, ob sie „als Apothekerin in einem modernen und zukunftsorientierten Unternehmen arbeiten“ wolle. „Ich bin gerade auf Ihr Profil gestoßen und finde Sie sehr interessant für unsere offene Stelle als Apothekerin. Sind Sie derzeit offen, sich über ein interessantes Jobangebot auszutauschen?“, fragt er. „Dann sollen wir miteinander sprechen, da die easyApotheke Wolfsburg zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Apothekerin sucht.“
Der Angestellte schickte den Link zur Stellenbeschreibung für die Apotheke, die rund zehn Fahrtminuten entfernt liegt, mit. Das sei bereits das zweite Mal gewesen, sagt der kaufmännische Leiter der Apotheke. „Wir finden das nicht gut.“ Auch wenn man Mitbewerber sei, handele es sich bei dieser Form der Personalsuche um eine „andere Qualität von Wettbewerb“.
Der Inhaber der suchenden Apotheke wusste selbst nichts von dem Abwerbe-Versuch. Die Personalsuche hatte er zuletzt aber tatsächlich an die Systemzentrale abgegeben; zuvor hatte er selbst immer über die Kammer gesucht. Generell hält er die direkte Ansprache von Angestellten anderer Betriebe für mittlerweile „normal“ – auch er selbst sei schon öfter von Personalagenturen angeschrieben worden. Das Abwerben von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern durch Dritte ist grundsätzlich zulässig, wenn bestimmte Vorschriften eingehalten werden.
In der Systemzentrale in Düsseldorf erklärt Vorstand Alexander Freier das Konzept von „easyRecruiting“: Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit sei „die aktive Präsenz auf digitalen Plattformen, insbesondere auf beruflichen Netzwerken wie LinkedIn. Diese Form des Netzwerkens ist nicht nur legitim, sondern heute unverzichtbar, um qualifiziertes pharmazeutisches Personal gezielt und effizient zu erreichen“, sagt er.
Zur Personalsuche werde ein von Künstlicher Intelligenz (KI) gestützter Suchprozess genutzt, der helfe, Kandidatinnen oder Kandidaten passgenau zu identifizieren. „Unsere Suchstrategien sind dabei standortindividuell: Jede Apotheke hat eigene Herausforderungen, und wir passen unsere Maßnahmen entsprechend an, ob in urbanen Regionen, ländlichen Gebieten oder bei Neueröffnungen.“
Parallel dazu werde der Kandidatenpool täglich ausgebaut. „Dabei achten wir besonders auf Diskretion und Selbstbestimmung: Jede Fachkraft entscheidet eigenständig, ob sie einem vertraulichen Kontakt mit einer easyApotheke zustimmt. Dieses respektvolle Vorgehen schafft Vertrauen und sorgt für hohe Vermittlungsqualität.“ Die Erfolgsquote liege bei 97 Prozent. Das zeige, „dass unser Ansatz funktioniert. So konnten wir zuletzt auch bei einigen Neueröffnungen innerhalb kürzester Zeit zu einer Vervollständigung des Teams beitragen und einen erfolgreichen Start ermöglichen.“