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Diese Dinge braucht keine Apotheke

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Berlin -

Apotheker ist ein Beruf mit einer langen Geschichte – und einigen Apotheken sieht man das auch an. Das mag zumindest der ein oder andere Pharmaziestudent denken, der frisch von der Universität kommt. Lochkarten und Bleitiegel wirken antiquiert, kommen aber nach wie vor zum Einsatz. Auch auf einige moderne Dinge würden wohl viele Apotheker liebend gern verzichten.

Einige Produkte braucht man einfach nicht mehr, weil es dank technischer Weiterentwicklungen Ersatz gibt: Die Lauer-Taxe in Buchform, analoge Blutdruckmessgeräte, Balkenwaagen oder Fieberthermometer mit Quecksilber gehören in diese Kategorie. Aber auch die Lochkarten, die in einigen Apotheken noch für die Warenwirtschaft genutzt werden, könnten eigentlich ersetzt werden.

Pikrinsäure musste zwar bis vor einigen Jahren vorrätig gehalten werden, kann inzwischen aber entsorgt werden. Seit der Änderung der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) ist die Bevorratung mit dem Gefahrstoff nicht mehr vorgeschrieben. Während es zuvor 34 Positionen zu Pflichtarzneimitteln und -gegengiften gab, wurden die Vorschriften in die ApBetrO integriert und eingedampft.

Bereithalten müssen Apotheken unter anderem noch Analgetika, Betäubungsmittel, Glucocorticosteroide, Antihistaminika, Glucocorticoide, Entschäumer, medizinische Kohle, Tetanus-Impfstoff, Tetanus-Hyperimmun-Globulin, Epinephrin, Kochsalzlösung sowie Verbandstoffe, Einwegspritzen und Produkte zur Blutzuckerbestimmung.

Auch bei der vorrätig zu haltenden Literatur gab es mit der neuen ApBetrO Erleichterungen: Es gibt keine Liste mehr, stattdessen müssen Apotheken lediglich die Hilfsmittel besitzen, die sie zur Herstellung und Prüfung von Arzneimitteln und Ausgangsstoffen sowie zur Beratung brauchen. Das Arzneibuch, die maßgeblichen Rechtsvorschriften sowie das DAC/NRF müssen vorrätig gehalten werden – erlaubt sind aber auch elektronische Formate. Die laufenden Regalmeter an Büchern können weg. Allerdings: Ein Zugriff über das Internet reicht nicht aus, nötig ist ein elektronischer Datenträger.

Manche Geräte findet man heute fast nur noch in Apothekenmuseen, denn im Alltag werden sie nicht mehr gebraucht, etwa Pillenbretter und Hand-Tablettenpressen. Da keine Pillen mehr hergestellt werden, ist Kakaopulver aus der Rezeptur verschwunden, genauso wie Kakaobutter. Aber auch Schmelztiegel, Salben-Standgefäße aus Porzellan, der 3-Walzen-Stuhl, der Muffelofen oder die Apparatur zur Bestimmung der ätherischen Öle in Drogen kommen kaum noch zum Einsatz. Und zum Reinigen von Glasflaschen braucht man keinen Bleischrot mehr.

Plastiktüten gehören zwar noch zum Alltag in den meisten Apotheken, sollten aber bald der Vergangenheit angehören. Die EU will eine drastische Senkung des Verbrauchs erreichen. Kunden sollen daher künftig für die Tüten zahlen. Die Nachfrage könnte sich damit von selbst in Luft auflösen.

Auf andere Problemfälle würden die Apotheker wohl noch lieber verzichten: Retax-Schreiben von Krankenkassen – oder gleich alle DAK-Rezepte – oder eine Besuchsankündigung des Pharmazierats in der Grippezeit. Auch eine Rezeptur mit einem seltenen Inhaltsstoff, der bestellt und zum größten Teil weggeworfen werden muss, gehört sicher in diese Kategorie.

Obwohl der Nachtdienst natürlich zum Job dazu gehört, auf die Notdienstklingel könnte man halb drei sicher gern verzichten – zumindest wenn lediglich nach Kopfschmerztabletten oder Kondomen gefragt wird. Mitunter stören auch die Marketingaktionen der Hersteller: Ungefragte Erstbevorratung, unpraktische On-Pack-Promotions oder exzessive Coupon-Aktionen erschweren die tägliche Arbeit.

Zu den Ärgernissen des Berufsalltags gehören gefühlt überflüssige Kostenvoranschläge bei den Krankenkassen und die Beantragung von Hilfsmitteln, die doch im Leistungskatalog der Kasse gelistet sind. Umso nerviger, wenn sich diese Prozesse dann noch kompliziert gestalten und zu Zeitfressern werden.

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