Keine Rückfragen von EU-Versendern

Arzt: Rezept-Debatten in Apotheke verlagert

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Berlin -

Ein gutes Jahr nach der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts hat sich der Praxisalltag gewandelt. Zum Nachteil der Apotheken – wie der Allgemeinmediziner Dr. Fabian Holbe eingesteht: Denn seit Patientinnen und Patienten nicht mehr in der Praxis sehen, was genau auf dem Rezept steht, sind die Diskussionen vor Ort bei ihm verstummt und ploppen in der Apotheke wieder auf. Die Rückfragen seien gestiegen, von Versandapotheken höre man indes nichts.

Seit Anfang 2024 sollen Ärztinnen und Ärzte Medikamente elektronisch verordnen. Mehr als 550 Millionen E-Rezepte wurden bisher eingelöst. Auch Holbe und seine Kolleginnen verordnen digital. Nur wenige Patientinnen und Patienten nutzten Apps um zu sehen, was wirklich verordnet wurde. Die Mehrheit erfahre in der Apotheke, was wirklich „auf dem Rezept steht“, schätzt der Mediziner aus Neuburg in Mecklenburg-Vorpommern.

Nachteile für Apotheken

Dort gebe es dann mitunter Aufklärungsbedarf. „Die Diskussion um Aut-idem-Kreuze und Wunschhersteller verschiebt sich aus den Praxen in die Apotheke“, sagt Holbe. „Das hatten wir vorher in den Praxen. Es ist ein kleiner Vorteil für uns und ein Nachteil für die Apotheken“, räumt er ein. „Aus Sicht der Apotheken erlebe ich die E-Rezepte durchaus kompliziert. Die telefonische Erreichbarkeit der Arztpraxen ist sicherlich nicht immer nach dem Wunsch der Apotheken. Alles schwierig.“

Apotheken können eine falsche digitale Verordnung nicht ändern und müssen in solchen Fällen ein neues Rezept anfordern. Allerdings sind im Abgabedatensatz nach den gesetzlichen und vertraglichen Vorgaben Korrekturen beziehungsweise Ergänzungen möglich.

Der Mediziner lobt die Zusammenarbeit mit den Apotheken vor Ort, auch wenn die Rückfragen seit dem E-Rezept „gefühlt“ mehr geworden seien. Nur wenige seiner Patientinnen und Patienten bestellen seiner Ansicht nach bei Versandapotheken. Rückfragen von ausländischen Versendern zum E-Rezept habe er noch nicht erlebt. „Ob Shop Apotheke die Rezepte prüft, weiß ich nicht. Die Apotheken vor Ort prüfen weiterhin sehr vorbildlich.“

DocMorris fragte nach Rezepten

Nur Anfang 2024 hätten sich Versandapotheken wie DocMorris in der Praxis gemeldet und auf eine Zusammenarbeit gedrängt. „Uns wurde vorgeschlagen, dass wir über sie bestellen sollen. Aber das geht ja wegen Zuweisung nicht“, sagt Holbe. Zudem mahnt er, dass Patientinnen und Patienten, die Apotheken nur als „Amazon“ – also reine Logistiker – wahrnähmen, auch nur die Leistung von „Amazon“ erhielten. „Die Apotheken beliefern ohnehin auf Wunsch aus, der Vorteil einer Versandapotheke ist nicht vorhanden.“

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