Protaxplus

Apotheker rebellieren gegen BTM-Retax

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Unter den Apothekern regt sich Widerstand gegen das Abrechnungszentrum Protaxplus. Statt nur Einspruch gegen die Retaxationen des BKK-Dienstleisters einzulegen, wenden sich die Apotheker nun auch direkt an die Versicherten der betroffenen Krankenkassen. Derzeit lassen die Novitas BKK, die BKK vor Ort und die BKK Hoesch Rezepte über Betäubungsmittel (BTM) im großen Stil von Protaxplus überprüfen und kürzen die Rechnungen auch bei kleineren Formfehlern auf Null.


Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hält sich derzeit noch bedeckt: Man werde am kommenden Donnerstag abstimmen, wie mit dem Thema umzugehen sei, hieß es auf Nachfrage. Auf Landesebene sind einzelne Verbände schon weiter: So haben die Landesapothekerverbände in Nordrhein-Westfalen und der Hamburger Apothekerverein für ihre Mitglieder ein Schreiben vorbereitet, das sie bei Bedarf an die Kunden abgeben können.


Darin werden die Patienten über die Besonderheiten von BTM-Rezepten informiert. Wegen der neuerdings strengeren Kontrollen werde man die Rezepte der betroffenen Kassen künftig erst „nach Beseitigung aller Unklarheiten“ beliefern können, heißt es. Notfälle seien ausgenommen. „Im Übrigen werden wir Sie aber bitten müssen, mit Ihrem Rezept auch bei kleinsten Ungenauigkeiten noch einmal zum Arzt zu gehen und diese korrigieren zu lassen, weil Ihre Krankenkasse das so verlangt“, heißt es im Schreiben.


Ein Apotheker aus Nordrhein-Westfalen will noch einen Schritt weiter gehen: Er bittet Versicherte der drei BKKen, künftig eine andere Apotheke aufzusuchen. Sein Schreiben an die Kunden endet mit den Worten: „Nach 18 Monaten Mitgliedschaft haben Sie übrigens das Recht, schnell und unbürokratisch die Kasse zu wechseln. Dann sind Sie auch mit Ihren Rezepten wieder ein gern gesehener Kunde in unserem Haus.“


Seine Maßnahmen habe er auch dem Vorstandsvorsitzenden der Novitas BKK persönlich mitgeteilt, berichtet der Apotheker. Er hatte den Kassenchef kurzerhand zu Hause angerufen. Angst vor einem juristischen Nachspiel seitens der Kasse hat er nicht. Schließlich werde er weiterhin jeden Versicherten versorgen.


Ein anderer Kollege versucht es auf die humoristische Art: Nachdem ein Versicherter sich auf der Facebook-Seite der BKK vor Ort über den Gewinn eines „ipod nano“ gefreut hatte, gratulierte ein Apotheker mit dem Hinweis, dass vermutlich er das mobile Medienwiedergabegerät bezahlt habe. Leider könnten sich die Apotheken gerade gar nicht über die BKK vor Ort freuen, da der Kasse Formalitäten offensichtlich wichtiger erschienen als eine reibungslose Versorgung ihrer Patienten mit starken Schmerzmitteln, so die Replik. „Nochmal Glückwunsch zu Ihrem ipod, wohne auch in Düsseldorf, vielleicht lassen sie mich ja mal mithören“, postete der Apotheker.

 

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