Apothekenübernahme

Generationswechsel in Landapotheke

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Berlin -

55 Jahre hat Ingeborg Scherlach in der Rats-Apotheke im vorpommerschen Grimmen gearbeitet – fast die Hälfte der Zeit als Inhaberin. Mit 73 Jahren verabschiedet sie sich in den Ruhestand. Während viele Kollegen Probleme bei der Suche nach einem Nachfolger haben, konnte Scherlach eine junge Apothekerin gewinnen. Fündig wurde sie in einer anderen Apotheke der Kleinstadt.

Die Rats-Apotheke wurde erstmals 1779 urkundlich erwähnt. Zu DDR-Zeiten war es die einzige Apotheke für ein großes Gebiet. „Wir haben 38.000 Menschen versorgt, bis hin zu den Stadtgrenzen von Greifswald und Stralsund“, erzählt sie. Nach dem Mauerfall führte Scherlach die Apotheke als Inhaberin.

Sie entschloss sich, mit der Apotheke aus einem „alten Gemäuer“ des 18. Jahrhunderts in einen Neubau zu ziehen. Scherlach hat die Apotheke dann gemeinsam mit ihrem Sohn selbst eingerichtet. „Ich finde das schöner als wenn man gleich erkennt, von welchem Anbieter die Einrichtung gemacht wurde“, erklärt sie.

Scherlach hat schon vor einigen Jahren mit der Suche nach einem Nachfolger begonnen. Es habe mehrere Bewerber gegeben. Doch Scherlach wollte ihre Angestellten nur in den besten Händen wissen: „Viele Mitarbeiterinnen haben bei mir gelernt und sind mit mir gemeinsam alt geworden“, sagt sie. In der Rats-Apotheke arbeiten noch eine weitere Apothekerin und vier Pharmazieingenieure – für Scherlach der „Goldstaub der Nation“.

In Grimmen wurden nach dem Mauerfall noch zwei weitere Apotheken gegründet. Zu ihnen habe die Rats-Apotheke ein „kollegiales Verhältnis“, sagt Scherlach. Unter den Mitarbeitern der Apotheke am Mühlentor fand sie schließlich ihre Nachfolgerin: Christine Ruppert. Die 35-jährige Apothekerin stammt selbst aus Grimmen. Ihr Studium hat sie im nahe gelegenen Greifswald absolviert; ihre Famulatur in der Rats-Apotheke. Als Ruppert nach Studienabschluss in ihren Heimatort zurückkehrte, suchte Scherlach jedoch keine Apothekerin. Ruppert wurde in der damals gerade neu gegründeten Apotheke am Mühlentor angestellt.

Schon als Famulantin hatte sich Ruppert vorstellen können, die Rats-Apotheke zu leiten. „Das ist eine tolle Apotheke mit Geschichte, habe ich mir gedacht“, erzählt sie. Doch Ruppert ist zweifache Mutter; ihre Kinder sind vier und sieben Jahre alt. „Ich war unsicher, ob ich wirklich 'selbst und ständig' sein wollte“, gibt sie zu.

Aber als Scherlach auf sie zukam, sei ihr Gefühl von damals für die Rats-Apotheke wiedergekommen. Ruppert hat die Apotheke und das insgesamt elfköpfige Team daher zum April übernommen. Die Kunden hätten sich darüber gefreut, sagt sie. Auch Scherlach ist zufrieden: „Es ist schön, etwas hinterlassen zu können, das man selbst aufgebaut hat, und zu sehen, dass es noch einige Jährchen hier stehen wird“, sagt sie.

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