In Bayern gelten für die Apotheken Sonderregeln bei der Abrechnung der Grippeimpfstoffe: Denn die Differenz zum jeweiligen europäischen Referenzpreis wird nicht als Abschlag über die Rechenzentren eingezogen, sondern beim obligatorischen Direkteinkauf durch die Apotheken eingepreist. Derzeit hängen die Pharmazeuten in der Luft: Denn die neuen Preise der Hersteller werden erst zum 1. September in der Software angezeigt. Weil außerdem nicht alle Unternehmen ihre Preise senken wollen, befürchten die Apotheker sogar, dass sie auf Kosten sitzen bleiben könnten.
Die federführende AOK rät deshalb, mit den Bestellungen zu warten. Wer schon Impfstoffe zu den alten Konditionen erhält, soll die Rechnungen laut Kasse vorerst nicht bezahlen. „Die Apotheken können derzeit auch noch keine Impfstoffe abrechnen“, so ein AOK-Sprecher. Die Ärzte seien gebeten worden, noch keine Vakzine zu verordnen. Details würden derzeit mit dem Bayerischen Apothekerverband (BAV) und den Herstellern verhandelt.
Noch ist unklar, welche Firmen sich an dem neuen Modell beteiligen. Während Ratiopharm nach eigenen Angaben mit der AOK einen Apothekeneinkaufspreis festgelegt hat, lehnen Sanofi Pasteur und GlaxoSmithKline (GSK) die neue Abrechnung ab. Regionale und vorzeitige Sonderregelungen laufen laut GSK dem Wunsch des Gesetzgebers zuwider. Sanofi kritisiert ebenfalls, dass die Vereinbarung nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprächen. Vor zwei Wochen hatte sich der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) über die Regeln in Bayern in einem Brief an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) beschwert.
Akzeptieren die Hersteller die neuen Regeln nicht, dürfen die Apotheker die entsprechenden Impfstoffe nicht mehr als Sprechstundenbedarf abgegeben, sondern nur noch auf Einzelrezept abgerechnet werden. „Wir sind optimistisch, dass sich genügend Hersteller finden werden“, so der Sprecher.
Laut Arzneiliefervertrag ist in Bayern die Preisbasis der Referenzpreis - also der Herstellerabgabepreis minus Referenzabschlag. Der Fixzuschlag für Apotheken beträgt 1,35 Euro pro Impfdosis. Dem Modell zufolge müssen die Apotheken die Einkaufskonditionen mit den Herstellern aushandeln. Die AOK schätzt, dass die Referenzpreise mehr als 50 Prozent unter den bisherigen Listen-Einkaufspreise liegen werden.
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