„Am Ende hätte ich die Apotheke sogar verschenkt“ Silvia Meixner, 08.11.2018 15:17 Uhr
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Apotheker Wolfgang Stingl aus Bobingen im Landkreis Augsburg schließt nach 39 Jahren seine Wertach-Apotheke. Nachfolger fand er keinen, am Ende hätte er sie sogar verschenkt. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Am Ende bleibt oft nur die Einrichtung von gestern.
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„Aufhören, so lange man geistig und körperlich noch voll auf der Höhe ist“: Dr. Georg Rumbaur ist das mit 75 Jahren noch. Trotzdem hat er seine Germania-Apotheke vor kurzem schweren Herzens für immer geschlossen. Foto: Germania-Apotheke
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Damit geht dem Ort Dorheim eine seiner wichtigsten Instutionen verloren. Foto: Germania-Apotheke
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„Ich habe Kunden gehabt, die standen hier und haben geweint“, erzählt er. Doch es hilft nichts, denn für die 1980 eröffnete Offizin... Foto: Germania-Apotheke
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... hat er keinen Nachfolger gefunden. Weder für eine Neugründung, noch für eine Filiale sei sie interessant, sagt er. Foto: Germania-Apotheke
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Der Abschied von ihren Kunden fiel auch Apotheker Hans-Jürgen Hulsch und seiner Frau Gitta ungeahnt schwer. Foto: Linden-Apotheke Aschersleben
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50 Jahre stand Hulsch hinter HV-Tischen in Aschersleben, 1982 übernahm er die Linden-Apotheke. Foto: Linden-Apotheke Aschersleben
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Mit 67 ist auch bei Matthias Pietzner Schluss. Zum Jahresende will er seine Phoenix-Apotheke aufgeben, egal ob mit oder ohne Nachfolger. Foto: Phoenix-Apotheke
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Vor 22 Jahren hat er die Apotheke im niedersächsischen Stuhr gegründet, heute ist Pietzner 67. Foto: Phoenix-Apotheke
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Sein Team ist klein, neben ihm arbeiten noch zwei PTA und ein Botenfahrer in der Phoenix-Apotheke. Foto: Phoenix-Apotheke
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„Ich bin von Montag bis Samstag in der Apotheke und mache alle 19 Tage Notdienst“, sagt Pietzner. „Da fühle ich mich wie in einem Hamsterrad.“ Foto: Phoenix-Apotheke
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Mit 76 schloss Brigitte Lünemann nach zwei Jahren Nachfolgersuche ihre Lamberti-Apotheke in Münster zum 15. März endgültig. Foto: Lamberti-Apotheke
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Ursula Höffer in Olpe zog es dagegen mit 60 zum ehemaligen Mitbewerber Ulf Ullenboom in die Apotheke am Markt. Foto: Apotheke am Markt
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28 Jahre war Höffer Chefin der Schwanen-Apotheke. Foto: Apotheke am Markt
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40 Wochenstunden arbeitet sie jetzt in der Apotheke am Markt schräg gegenüber ihrer alten Wirkungsstätte. Demnächst will sie auf 30 Stunden reduzieren. Foto: Apotheke am Markt
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Adieu nach 456 Jahren: Ende Oktober 2017 schloss die Schiller-Apotheke im baden-württembergischen Crailsheim. Für Inhaber Christian Hepner ist aber lange noch nicht Schluss. Foto: Christian Hepner
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„Ich mache seit 1980 Apotheke“, sagt der 63-jährige Hepner. „Da kommt man langsam in ein Alter, in dem man an die Rente denken darf.“ Foto: Christian Hepner
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Am 30. Oktober vergangenen Jahres öffnete die Löwen-Apotheke zum letzten Mal. Foto: Christian Hepner
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Für Apotheker Christian Hepner ist aber lange noch nicht Schluss. Sein neuer Arbeitsplatz befindet sich nur 80 Meter von seiner bisherigen Wirkungsstätte entfernt. Seit November ist er im Team der Rats-Apotheke am Marktplatz. Foto: Christian Hepner
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Im letzten Oktober verkündete der 76-jährige Thomas Biniszkiewicz den Mitarbeitern erst wenige Tage vor der Schließung, dass er seine Thomas-Apotheke in Herbolzheim dicht macht. Foto: Elke Hinkelbein
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Aus Altersgründen schloss Hermann Rehbock Ende August 2017 seine Hümmling-Apotheke in Börger. Vergeblich hatte er über ein Jahr nach einem Nachfolger gesucht. Foto: Müller
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25.000 Euro Starthilfe hat der Gemeinderat für einen Weiterbetrieb ausgelobt, doch noch sei kein Nachfolger gefunden, so Gemeindedirektor Johannes Müller (SPD). Foto: Müller
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Nach 304 Jahren musste Merten Thurmann seine Einhorn-Apotheke in Lippstadt schließen. Foto: Einhorn-Apotheke
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Von den Kunden verabschiedete er sich unter anderem via Traueranzeige. Foto: Einhorn-Apotheke
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„Ich bin im Rentenalter und habe einfach keine Lust mehr auf den Kampf mit den Krankenkassen und auf eine Politik, die uns im Stich lässt“, sagt der 65-Jährige. Die Politik hat das auch schriftlich. Sie schweigt. Foto: Einhorn-Apotheke
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Dabei wünscht sich der Apotheker nur eines: „Dass die Menschen nachdenken.“ Mit der Schließung geht viel Tradition verloren. Foto: Einhorn-Apotheke
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Wenn er von seiner schönen Apotheke berichtet, gerät er ins Schwärmen: „Die Ausstattung ist 180 Jahre alt, das ist ein Highlight in Lippstadt! Wir haben neugotische Schnitzereien aus Rosenholz, es gibt in ganz Deutschland keine gleichwertigen Schnitzereien. Foto: Einhorn-Apotheke
Aus ihrer Sicht nämlich gab es durchaus Bemühungen, den Apotheken- und Arztstandort zu erhalten. „Selbstredend war und ist das Interesse der Stadt an einer intakten medizinischen Infrastruktur in der Siedlung im Fokus von Bürgermeister und den verantwortlichen Mitarbeitern der Stadtverwaltung“, steht da zu lesen. Die Stadt würde sich darum bemühen, dass sich ein neuer Hausarzt ansiedle. Die Suche läuft derzeit von Seiten der Wirtschaftsförderung via Internetseite des Hausärzteverbandes.
Stingl freut sich auf den neuen Lebensabschnitt. „Bislang habe ich um acht Uhr in der Apotheke gestanden, bin dann mittags schnell eine halbe Stunde heim zum Essen gegangen. Um 19 Uhr nach Dienstschluss dann eine Brotzeit und ein Weißbier. Und dann bin ich oft vor Erschöpfung nur noch umgefallen. Es gibt noch so viel, das ich machen will.“
Viele Seiten des Lebens seien in den vergangenen Jahren einfach zu kurz gekommen: „Ich möchte künftig mehr Sport machen.“ Und dann hat er noch ein besonderes Hobby: „Ich mache Holzarbeiten in allen Größen. Ich nehme einen Baumstamm, beginne ihn zu bearbeiten und sehe, was an Maserung herauskommt.“ Nach 39 Jahren Apotheke ist das eine wohltuend entspannende Tätigkeit, ganz ohne Bürokratie und 60-Stunden-Woche.
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