Neue Liste der Apothekerkammer Berlin

Hauptstadt-Apotheker, vereinigt Euch!

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Berlin -

Frischer Wind für die Apothekerkammer Berlin: Die neue Liste „Hauptstadtapotheker“ will eine bisher vernachlässigte Gruppe politisch vertreten – die angestellten Apotheker. Es ist zugleich die größte Gruppe in der Kammer. Bis zu den nächsten Wahlen im Februar will sie um Stimmen kämpfen.

Die Idee hatte Annette Dunin von Przychowski, die als Filialleiterin in der Quartier Apotheke Nollendorf in Schöneberg arbeitet. Sie erklärt: „Wir brauchen eine neue Liste, die die Apotheker in öffentlichen Apotheken mehr herausstellt. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Apothekerkammer, dass es eine reine Angestelltenliste gibt. Bisher gab es eine Mischung aus Inhabern und Angestellten. Wir wollen die angestellten Apotheker motivieren, dass sie wählen. Und wir möchten mit der neuen Liste möglichst viele Kollegen ansprechen.“ Sie hat erlebt: „Viele verdrängen die Probleme der Branche.“ Gelöst werden sie dadurch nicht.

Die Ziele der Hauptstadtapotheker sind klar definiert: „Der Beruf des angestellten Apothekers in der öffentlichen Apotheker soll in der Apothekerwelt höherwertig dargestellt und von der Öffentlichkeit realisiert werden. In Berlin gibt es eine große Gruppe angestellter Apotheker.“ Verglichen mit den Inhabern hätten die angestellten Apotheker andere Prioritäten. „Den Inhabern kann man unterstellen, dass es ums Geschäft geht. Bei den Angestellten geht es um den Arbeitsplatz und die Attraktivität des Arbeitsplatzes.“

Wichtige Punkte der „Liste 3“: die Vernetzung der Angestellten in öffentlichen Apotheken, Apotheker – nicht Apothekeninteressen – stärker in den Fokus der Kammer und der ABDA-Politik setzen und Grundlagen für den Beruf und Zukunftsthemen ohne Denkverbote diskutieren und weiterentwickeln.

Dunin von Przychowski sagt: „Bei uns geht es um Angestellte, Pharmazie und die Patienten. Politische Arbeit ist spannend, man erweitert seinen Horizont. Ich kann jedem Kollegen nur empfehlen, sich zu engagieren. Man bekommt frühzeitig Entwicklungen mit und es geht um unsere Zukunft, die Arbeit und die Rente.“ Die nächsten Wahlen finden im Februar 2019 statt. „Zum ersten Mal wird für fünf Jahre gewählt. Bis dahin wollen wir unser großes Netzwerk aktivieren, Stammtische für Mitarbeiter machen.“

In der heißen Phase des Wahlkampfs will sie verstärkt auf Facebook aktiv sein. Sie ist überzeugt: „Wir haben diesmal die Chance auf eine spannende Wahl. Viele Inhaber von Quartierapotheken finden unsere Initiative gut und unterstützen uns.“ Trotzdem soll es eine reine Angestelltenliste ohne Inhaber werden. Zehn Berliner Apothekerinnen und Apotheker umfasst die Liste derzeit.

In den vergangenen Jahren hat Dunin von Przychowski vor Ort recherchiert: „Ich habe in vielen Apotheken gearbeitet und mir die Meinungen der Kollegen angehört. Viele fragten, was ist die Kammer, was macht die Kammer eigentlich?“ Sie hat in vielen Jahren politischen Engagements gelernt: „Um sich berufspolitisch zu engagieren, muss man den Weg der Kammer wählen, über ein anderes Gremium geht das nicht.“

Dunin von Przychowski hat an der Berliner FU Pharmazie studiert, ist danach eineinhalb Jahre nach Borkum gegangen, um dort in einer öffentlichen Apotheke zu rabeiten. „Das war ganz nett, aber nicht das Wahre.“ Als die Liste „Aktive Apotheker/innen“ gegründet wurde, sprach man sie an, ob sie mitmachen wolle: „Ich war dann relativ schnell im Vorstand und bin Vizepräsidentin geworden.“ Dieses Amt erfüllte sie von 1999 bis 2003, ihr Fazit: „Die vier Jahre haben mehr Mühen als Freuden gebracht.“ Politisches Blut hat sie trotzdem geleckt – und versucht jetzt neuerlich ihr Glück.

Bei der letzten Kammerwahl 2015 war erstmals war die Liste „Apotheker/-innen aus Wissenschaft, Industrie und Verwaltung“ angetreten – vertreten durch Dr. Björn Wagner. Der Apotheker ist bei Pfizer tätig und wollte sich dafür einsetzen, dass auch die Interessen von Pharmazeuten außerhalb der öffentlichen Apotheke gehört werden. Wagner kritisierte in seiner Wahlwerbung, dass das Berufsbild in zunehmenden Maße auf das publikumsnahe Beschäftigungsfeld der öffentlichen Apotheke beschränkt werde.

Damit traf er offenbar einen Nerv: Aus dem Stand bekam er 213 Stimmen, das entsprach 11,6 Prozent und fünf Sitzen. Da Wagners Liste aber nur aus ihm bestand, erhielt sie auch nur einen Sitz. Die übrigen vier Sitze wurden an die anderen Listen verteilt. Dies führte dazu, dass die Liste von Kammerpräsident Dr. Christian Belgardt mit nur 46,4 Prozent die absolute Mehrheit erhielt, weil ihr zwei Sitze zugeschlagen wurden. Die Stimmen von Apothekern, die eigentlich Wagner gewählt hatten, landeten so bei anderen Listen.

In Berlin kommen auf 740 Apothekenleiter rund 2660 angestellte Apotheker, also mehr als dreieinhalbmal so viele wie Leiter. Von den 4906 wahlberechtigten Kammermitgliedern hatten 2015 nur 1876 gewählt. Davon waren 42 Stimmen ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 38,2 Prozent.

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