Nebenwirkungen

Yasminelle: Bayer vor Gericht

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Berlin -

Nach jahrelangen zivilrechtlichen Auseinandersetzungen in den USA beschäftigt sich erstmals ein deutsches Gericht mit einer möglichen Gesundheitsgefahr durch die Antibabypille Yasminelle (Ethinylestradiol/Drospirenon). Mit einigen Wochen Verspätung beginnt am Donnerstag vor dem Landgericht im baden-württembergischen Waldshut-Tiengen der Prozess gegen den Hersteller Bayer.

Die Klägerin, Felicitas Rohrer aus Willstätt in Baden-Württemberg, will nach eigenen Angaben rund 20.000 Euro Schadensersatz und Schmerzensgeld von Bayer. Die 31-Jährige macht die Pille mit ihrem Wirkstoff Drospirenon für gesundheitliche Probleme verantwortlich. So erhöhe sie das Thrombose-Risiko. Nach der Einnahme der Pille habe sie im Juni 2009 eine Lungenembolie erlitten und sei daran fast gestorben. Seither kämpft sie gegen Bayer und die weltweit umstrittene Pille.

Der Pharmakonzern hält die Ansprüche für unbegründet und werde sich gegen die Klage zur Wehr setzen. Durch wissenschaftliche Daten sei bestätigt, dass von der Antibabypille und dem Wirkstoff bei korrekter Einnahme keine Gefahr ausgingen.

„Die sorgfältige Bewertung der verfügbaren wissenschaftlichen Daten bestätigt das positive Nutzen-Risiko-Profil von niedrig dosierten kombinierten hormonellen Kontrazeptiva bei bestimmungsgemäßer Einnahme“, so Bayer. Diese Einschätzung werde von Gesundheitsbehörden und unabhängigen Experten bestätigt.

Drospirenon sorgt immer wieder für Warnungen, zum Beispiel von der US-Arzneimittelbehörde FDA. Vom der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) heißt es hingegen, Nutzen und Risiko seien ausgewogen. Kritiker von Bayer hatten bereits mehrfach einen Verkaufsstopp derartiger Mittel gefordert. Bei der jüngsten Hauptversammlung kam es zu Protesten. Studien belegen, dass Antibabypillen wie Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle im Vergleich zu Präparaten der zweiten Generation ein zwei- bis dreifach erhöhtes Embolie- und Thromboserisiko mit sich bringen.

Für Bayer gibt es nach wie vor keinen Grund zur Sorge: „Die kombinierten hormonellen Kontrazeptiva von Bayer gehören zu den am systematischsten untersuchten und am häufigsten verwendeten Arzneimitteln.“ Im vergangenen Geschäftsjahr konnte Bayer mit Yaz, Yasmin und Yasminelle einen Umsatz von 768 Millionen Euro erwirtschaften.

Im Gegenzug mussten in den USA in der Vergangenheit allerdings auch schon umgerechnet insgesamt 1,75 Milliarden Euro an Entschädigungszahlungen in etwa 9500 Fällen gezahlt werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit kommt dort noch einiges mehr zusammen, denn noch immer sind tausende Fälle offen.

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