In der Schellenberg-Apotheke in Hüfingen setzt Inhaberin Sarah Mast auf frühe Praxiserfahrung. Aktuell beschäftigt sie neben einer PKA-Auszubildenden auch eine angehende PTA: Alycia verdient sich über das Patenschaftsprogramm des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg (LAV) 260 Euro im Monat dazu – parallel zur schulischen Ausbildung. „Für sie ist das Programm toll, weil sie schon jetzt das über ihren zukünftigen Beruf lernt, was in der Schule nicht vermittelt werden kann“, betont Mast.
Die angehende PTA pendelt täglich von Donaueschingen zur Walther-Rathenau-Gewerbeschule in Freiburg – rund 90 Minuten mit dem Zug. Neben dem Schulunterricht arbeitet sie regelmäßig in der Schellenberg-Apotheke. Möglich macht das das PTA-Patenschaftsprogramm des LAV, das seit 2023 freiwillige Praxiseinsätze für PTA-Schüler:innen in Mitgliedsapotheken vermittelt.
Mit ihrer PTA-Auszubildenden lief es etwas anders: „Sie hat bei uns ein zweiwöchiges Praktikum gemacht und kommt aus der Nähe“, erklärt Mast. „Ich habe sie einfach gefragt, ob sie sich vorstellen kann, regelmäßig bei uns zu arbeiten – mit uns als Pate an ihrer Seite.“ So entstand eine kontinuierliche Zusammenarbeit, die Schule und Praxis verknüpft und Perspektiven für eine spätere Anstellung eröffnet – samt Anreizen: „Sie bekommt 260 Euro im Monat, dafür leistet sie 4,5 Stunden pro Woche ab“, so Mast. „Wir arbeiten mit einem Arbeitszeitkonto, entsprechend können – zum Beispiel in den Ferien – auch Stunden angesammelt werden.“
Die Auszubildende kommt meist freitagnachmittags oder samstags, in den Ferien war sie auch zwei Wochen am Stück da. „Sie hat gesagt, dass es ihr bei uns sogar besser als in der Schule gefällt und sie hier mehr lernt“, freut sich die Inhaberin.
„Für sie ist das Programm toll, weil sie schon jetzt das über ihren zukünftigen Beruf lernt, was in der Schule nicht vermittelt werden kann.“ Auch beim Lernen für die Theorie helfe der praktische Bezug: „Die Inhalte werden besser verstanden, wenn man einfach mal die Präparate in der Hand gehalten hat und weiß, wofür es eingesetzt wird.“
Dadurch werde die Theorie greifbar: „Wenn Alycia zu uns kommt und es heißt, heute stellst du eine Rezeptur für kranke Kinder her, dann lernt sie das Berufsfeld einer PTA aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen. Dann heißt es nicht Wirkstoffe auswendig lernen, die für den Bereich Magen-Darm eingesetzt werden, sondern konkret: Wir stellen heute diese Omeprazol-Lösung her, weil das Kind durch eine Erkrankung zu viel Magensäure produziert.“ Darüber hinaus will das Team auch Ansprechpartner sein. „Durch die Patenschaft können wir Alycia natürlich auch helfen, wenn sie zum Beispiel Probleme in einem Schulfach hat.“
Für Mast liegt in der Finanzierung der Ausbildung ein zentrales Problem: „Die Azubis müssen erst einmal Geld in die Hand nehmen, um überhaupt PTA werden zu können. Wir wollen junge Leute für den Beruf begeistern, aber es ist für die natürlich ein Hemmschuh, wenn sie in ihrer Ausbildung nichts verdienen, sondern im Gegenteil Geld investieren müssen – und in anderen Ausbildungsberufen ab dem ersten Lehrjahr Geld verdient wird.“
Das Patenschaftsprogramm könne ein erster Schritt sein – aber: „Die PKA-Ausbildung läuft ja auch dual ab. Würden PTA-Azubis auch ab dem ersten Lehrjahr Geld verdienen, wäre der Anreiz größer.“